- Hemmen
Hemmen, 1) an steil bergein fahrenden Wagen eins od. beide Hinterräder durch irgend einen daran gelegten Gegenstand im schnellen Laufe hindern (einhemmen), damit die Zugthiere den Wagen leichter erhalten können. Wird das Hemmniß wieder weggenommen, so hemmt man aus. Die Vorrichtungen zum H. sind: a) Klapperstecken, durch die Speichen der Räder gesteckte starke Stecken, die beim Herumdrehen durch ihre Elasticität in die nächste Speiche springen u. dadurch den Wagen aufhalten; dabei leiden aber die Speichen zu sehr; b) die Hemmkette, welche unten am Wagen befestigt ist, mittelst eines Hakens um das Hinterrad geschlungen u. dann fest angezogen wird. Diese Hemmvorrichtung wird nur bei leicht beladenen. Wagen angewendet, ist auch bei den meisten Artillerien eingeführt, schadet aber den Wagen, wie den Straßen, sehr, gewährt auch nicht die gehörige Sicherheit, da durch das Springen eines Kettengliedes das H. sogleich aufhört. c) Der Hemmschuh. Der hölzerne Hemmschuh ist ein länglicher, unten flacher Klotz, in welchen oben eine schräge Rinne von der Breite des Wagenrades gehauen ist; der eiserne besteht aus einem starken, krumm gebogenen Stück Eisen, auf welchem zwei niedrige Seitenwände in der Entfernung der Radbreite befestigt sind. Diese Hemmvorrichtung ist umständlich u. unsicher, denn es kostet Mühe, das Rad des beladenen Wagens in den Hemmschuh einzupassen; auch fährt das Rad im Fahren oft heraus, u. namentlich eiserne Hemmschuhe, bes. wenn sie schmal sind, schaden der Straße. d) Die Bremse od. das Schleifzeug, welche die anderen Hemmvorrichtungen fast ganz verdrängt hat, da sie am einfachsten u. sichersten ist. Die Bremse besteht aus einem Balken von Holz, der an Ketten vor den Hinterrädern hängt; durch eine Schraube, die sich in einer festgemachten Mutter bewegt, hinten bis über den Langbaum geht u. dort mittelst einem Griff gedreht werden kann, wird das an die Schraube befestigte Holz an die Räder herangezogen, wodurch beide zum Stillstehen gebracht werden u. beim Fortgange des Wagens schleifen. Bei einer anderen Vorrichtung ruht auf dem hinteren Theile des Langbaums ein schwächerer Balken hinter den Rädern, der an beiden Enden, wo er auf die Räder trifft, starke eiserne Schienen hat. Der Balken wird an die Räder mittelst einer Schraube angedrückt u. bewirkt so stets ein rasches Stillstehen derselben. In neuerer Zeit wird bei Wagen aller Art ein einfacher Schraubenmechanismus angewendet, daß das Einhemmen gleich vorn am Wagen od. von innen, meist von dem Sitze des Kutschers aus, durch einen Drehling, welcher das Schleifzeug an die Räder zieht, bewerkstelligt werden kann. Damit ein bergaufgehender Wagen gehindert wird, zurückzugehen, braucht man die Hemmgabel; sie besteht aus einer zweizackigen Gabel, welche am Hintertheile des Wagens befestigt ist u. herunter gelassen werden kann. 2) (Uhrm.), s. Hemmung; 3) (Wasserb.), so v.w. Aufspannen 4).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.