Koller [1]

Koller [1]

Koller, Pferde- (doch auch Schaf-, Hunde- u.a.) Krankheit; ist entweder stiller od. rasender K. Der stille od. Dummkoller ist mehr vorbereitend, dabei zeigt sich das Thier gegen Alles, selbst gegen schmerzhafte Eindrücke gleichgültig, läßt den Kopf hängen od. stützt ihn mit dem Maule in die Krippe, frißt u. säuft langsam, behält öfters das Futter im Maule, ohne es zu kauen, läßt es auch wohl wieder fallen; sich selbst überlassen, geht es öfters im Kreise, bleibt auch still stehen u. hält den Kopf zur Erde. Man kann die Vorderfüße kreuzweis setzen, u. es bleibt in dieser Stellung, ihm den Finger in die Ohren stecken, ohne daß es dies zu bemerken scheint etc. Wird ein solches Pferd kühl u. schonend behandelt, so ist es zu langsamen Arbeiten noch zu gebrauchen; doch wird das Thier, sobald es in Schweiß geräth, unruhig, schlägt, schüttelt mit dem Kopfe, drängt nach einer Seite hin u. verräth Luft durchzugehen. Ursachen: ungesundes, schlechtes Futter, rascher Wechsel der Dürr- mit der Grünfütterung, enge, heiße, dumpfige Ställe etc.; am meisten sind junge, schlaffe, gemeine, schwere, dicke u. vollblütige Pferde dem K. unterworfen. Behandlung: kühler, dunkler Stall, Fütterung mit Grünem. Kleienfutter od. gestampften Möhren, kalte Umschläge od. Begießungen mit Wasser auf den Kopf, scharfe Einreibungen hinter den Ohren od. Haarseile auf beiden Seiten des Halses. Innerlich Brechweinstein, Glaubersalz, Mehl u. Wasser in Latwergen, oft auch ein wässeriger Aderlaß, so wie später Pillen zum Laxiren aus Aloë, Calomel u. Seife; die Homöopathie wendet Chamomilla. Nux vomica u. Sulphur an. Beim rasenden K. treibt das Thier periodenweise, sowohl im Stalle als auch im Freien, Alles, was man nur von einem rasenden Thiere erwarten kann, u. kein Mensch darf in den Paroxysmen gefahrlos, ihm sich nahen. Endlich bricht ein starker Schweiß aus, u. das Thier wird ruhiger, bis früher od. später ein gleicher Zustand eintritt. Beim Reisich nicht gut wenden, geht nicht zurück, bleibt zuweilen mitten im Wege stehen, bäumt sich, wenn es angetrieben wird, schlägt u. rennt dann gerade aus, ohne auf Weg, od. auf Zügel u. Reiter zu achten. Im Gespann zerschlägt es oft Alles u. geht durch. Die Ursache kann verschieden sein; unbefriedigter Geschlechtstrieb bei Hengsten (Samenkoller) u. Würmer können mitwirken; in beiden Fällen ist nur im Beginnen der Krankheit zuweilen Hülfe. Beim ausgebildeten K. fand man gewöhnlich Wasser in den Gehirnhöhlen. Oft hat das Übel auch seinen Sitz in der Leber.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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