- Lanjuinais
Lanjuinais (spr. Langschünäh), 1) Jean Denis, Graf von L., geb. in Rennes 1753; wurde 1771 Advocat, 1775 Professor des Canonischen Rechts daselbst, 1779 Rath der bretagnischen Stände, 1789 Mitglied der Constituirenden Versammlung, später des Convents u. gehörte hier zu den Girondisten; den liberalen Principien huldigend, dabei aber stets gemäßigt, hatte er Verfolgungen, Gefängniß u. Verbannung zu leiden. Später wurde er Secretär beim Rath der Alten u. 1800 Senator Obgleich er gegen das lebenslängliche Consulat u. die Kaiserwürde gesprochen hatte, erhob ihn doch Napoleon zum Grafen. Er stimmte 1814 für die Absetzung Napoleons, wurde nach der Restauration von Ludwig XVIII. zum Pair ernannt, war während der Hundert Tage Präsident der Deputirtenkammer, ebenso 1818 Vertheidiger der Charte; er vertheidigte später stets die constitutionellen Rechte gegen die Reaction u. st. 13. Jan. 1827; er schr. zahlreiche historische, politische u. juristische Schriften, u.a.: Mémoires sur la religion, Par. 1821; Constitutions de la nation française, ebd. 1819, 2 Bde. 2) Paul Eugène, Sohn des Vor., geb. 1789 in Rennes, folgte seinem Vater in der Pairswürde. 3) Victor Ambroise de L., Bruder des Vor., geb. 1801, wurde Advocat u. 1830 Substitut des königlichen Staatsprocurators in Paris. Von 1837–48 war er Mitglied der Deputirtenkammer, wo er zur Thiers-Partei gehörte u. mehrere Gebrechen in der Marineverwaltung u. in der Administration des Kriegswesens aufzudecken sich bemühte; 1845 kaufte er mit de Beaumont, de Combarel u. de Tocqueville den Commerce. Nach der Revolution von 1848 wurde er zum Repräsentanten in die Constituante u. später zum Mitglied der Legislativen gewählt. Vom 2. Juni bis 31. Oct. 1849 war er Handels- u. Ackerbauminister; 1851 stimmte er gegen die Verfassungsrevision u. für den Quästorenantrag u. protestirte am 2. Dec. in Odilon Barrots Wohnung mit etwa 50 Mitgliedern der Majorität gegen den Staatsstreich. Er schr.: Notice sur la vie et les ouvrages de J. D. L., 1832; Notice histoire sur Paul-Eugène Comte de L., 1848.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.