Physiognomik

Physiognomik

Physiognomik, 1) im Allgemeinen die Erkenntniß des Innern od. der geistigen Eigenheiten eines Menschen durch sein Äußeres, u. zwar sowohl Erkenntniß von Verstandeseigenheiten, als auch Erforschung von Neigungen u. herrschenden Gemüthsstimmungen. Die P. leitet daher in vielen Fällen ziemlich sicher, wobei jedoch schwer gewisse Regeln festzustellen sind u. die ja etwa aufzustellenden vielfachen Ausnahmen unterliegen. Es ist in dieser Beziehung auch P. auf Erkenntniß von Thiernaturen anwendbar, ja selbst auf Pflanzenerkenntniß ausgedehnt worden. In krankhaften Zuständen bekommt sie den Namen Pathognomik; 2) dieselbe Erkenntniß des Innern, insofern gewisse bleibende Ergebenheiten u. Züge der Gesichtsbildung die Andeutung geben. Vorübergehende Gefühle u. Leidenschaften, wie sie z.B. durch ein freudiges, trauriges, zorniges od. auch negativ durch ein gleichgültiges, ruhiges Gefühl etc. sich andeuten, sind davon ausgeschlossen. Schon in den ältesten Zeiten meinte man, daß es solche Andeutungen gebe, welche aber ein eigenes physiognomisches Studium voraussetzten. Schon Adamantos im 5. Jahrh. n.Chr. schrieb eine Schrift über P. Im 16. Jahrh. hat Baptist della Porta die P. wieder zur Sprache gebracht, indem er bes. auch Thierköpfe mit menschlichen Gesichtern verglich, auch Th. Campanella etc. Am meisten Aufsehen aber erregte Lavaters (s.d.) Werk, u. man glaubte eine Zeit lang ernstlich. daß durch selbiges eine Wissenschaft zur Menschenkenntniß begründet worden sei, sah aber bald ein, daß die P. in den Einzelheiten, welche er aufstellt, keinen Halt habe. Eine ganz abweichende Richtung hat das physiognomische Studium durch Galls Gehirn- u. Schädellehre (s. Phrenologie) erhalten. Vgl. Maaß, Ideen zu einer physiognomischen Anthropologie, Lpz. 1791; Sihler, Symbolik des Antlitzes, Berl. 1829; Carus, Symbolik der menschlichen Gestalt, Lpz. 1853.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Physiognōmik — (griech.), die Kunst, aus der Bildung der äußern Körperteile, besonders des Gesichts (Physiognomie), auf die seelischen Eigenschaften eines Menschen zu schließen. Schon im Altertum scheint man diese Kunst geübt und geschätzt zu haben; Pythagoras …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Physiognomik — Illustration aus: The Physiognomist s Own Book, 1841. Originale Bildunterschrift: Ähnlichkeit zwischen Mensch und Affe. Aristoteles lehnte sehr kleine Augen ab. Galen sagt, dass sehr kleine Augen ein sicheres Zeichen für Verzagtheit sind (...).… …   Deutsch Wikipedia

  • Physiognomik — Phy|si|o|gno|mik auch: Phy|si|og|no|mik 〈f. 20; unz.〉 Lehre von den (angeblich) aus dem Gesichtsausdruck zu erschließenden charakterl. Eigenschaften; Sy Ausdruckskunde * * * Phy|si|o|g|no|mik, die; (Psychol.): 1. Ausdruck, Form, Gestalt des… …   Universal-Lexikon

  • Physiognomik — Phy|si|o|gno|mik auch: Phy|si|og|no|mik 〈f.; Gen.: ; Pl.: unz.〉 Lehre von den aus den Gesichtszügen zu erschließenden charakterl. Eigenschaften …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Physiognomik — Phy|sio|gno|mik* die; <zu ↑physio... u. gr. gnōmonikós »zur Beurteilung fähig«> bes. die Beziehung zwischen der Gestaltung des menschlichen Körpers u. dem Charakter behandelndes Teilgebiet der Ausdruckspsychologie u. die darauf gründende… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Physiognomik — Phy|si|o|g|no|mik, die; (Ausdrucksdeutung [Kunst, von der Physiognomie her auf seelische Eigenschaften zu schließen]) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Metoposkopie — …   Deutsch Wikipedia

  • Pathognomik — …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Kassner — (1873–1959) was an Austrian writer, essayist, translator and cultural philosopher. His Early YearsRudolf Kassner was born on 11 September 1873 in Gross Pavlowitz in southern Moravia. His maternal ancestors were peasants from Silesia. On the… …   Wikipedia

  • Rudolf Kassner — (* 11. September 1873 in Groß Pawlowitz, Mähren; † 1. April 1959 in Sierre, Kanton Wallis) war ein österreichischer Schriftsteller, Essayist, Übersetzer und Kulturphilosoph. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”