Pulvermagazin

Pulvermagazin

Pulvermagazin, Gebäude, worin Schießpulver, od. die zum Gebrauch fertige Munition aufbewahrt wird. Friedens- (Luft-) Magazine werden in angemessener Entfernung (800–1000 Schritte) von der Stadt od. Festung aus Fachwerk in einem od. zwei Stockwerken leicht erbaut, damit bei einer entstehenden Explosion die Trümmer nicht in die Stadt geschleudert werden können. Äußerlich ist das Magazin durch einen Erdwall, eine hohe Breterwand od. durch eine hohe u. dichte Hecke umschlossen, innerlich aber mit besonderen Gerüsten versehen, auf welche die gefüllten Pulverfässer zu liegen kommen u. in drei od. vier Lagen über einander liegen. Schildwachen bewachen das Gebäude. Statt der Fensterscheiben wendet man seine Drahtnetze an. Kriegsmagazine in Festungen werden bombenfest von Stein gebaut u. zwar an einem solchen Ort, wo sie dem feindlichen Geschützfeuer möglichst wenig ausgesetzt sind. Eigen dazu gebaut sind sie 3 Fuß stark[690] im Halbkreis überwölbt u. oben mit einem Rücken versehen, an den Seiten- od. Widerlagemauern aber durch Strebepfeiler verstärkt. Ihre gewöhnliche Länge ist 60–70 Fuß, ihre Weite 20–24 u. ihre Höhe 8 Fuß, bei welchen Dimensionen sie etwa 550–800 Centner Pulver aufnehmen können, wenn die Fässer der Länge nach in sechs Reihen hinter- u. dreifach übereinander aufgestapelt werden, mit 22/3 Fußbreiten Gängen zwischen den Reihen. Das Magazin bekommt eine Thür, mit einem 8–12 Fuß ins Gevierte weiten Vorhaus, dessen Eingang nicht der Thüre gegenüber, sondern an einer Seitenwand angebracht ist. Die Fenster werden zwischen den Strebepfeilern angebracht u. durch starke eiserne Gitter verwahrt. Unter den Fußboden, welcher mit Kohlenstaub od. trockener Asche ausgeschüttet ist, müssen sich Luftzüge befinden, od. er muß selbst aus einem hohlliegenden, hölzernen Gitterwerk bestehen. Alle P-e werden mit Blitzableitern versehen. Um bei den P-en, welche als Kasematten unter dem Walle liegen u. mit Erde beschüttet sind, die Feuchtigkeit abzuhalten, umgibt man sie mit einem 3 Fuß breiten Corridor u. mit Abzügen unter dem Fußboden des letzteren, dessen äußere Mauern, da wo der Erdboden anliegt, mit Kies, Holzkohlenstaub od. Asche 1 Fuß dick gefüttert sind. Das beste Mittel zu Abhaltung aller Feuchtigkeit von dem aufbewahrten Pulver ist: den inneren Raum mit gewalztem Blei zu überziehen, alle Öffnungen luftdicht zu verschließen u. unter der Decke einen flachen Kasten mit frischgebranntem Kalk aufzuhängen, welcher alle Feuchtigkeit in sich aufnimmt, u. wenn er völlig damit gesättigt u. zerfallen ist, durch anderen ersetzt wird. Während dem Herausnehmen u. Einbringen des Pulvers werden die Fässer nicht gerollt, sondern von zwei Mann getragen; die Eintretenden dürfen keine Nägel od. Hufeisen auf den Schuhsohlen haben, u. müssen die im Vorbau vorhandenen Filzschuhe anziehen, der Fußboden wird mit Haardecken belegt. Für den täglichen Gebrauch in u. vor Festungen bauen Belagerer u. Belagerte in den angegriffenen Werken kleine P-e, aus mit Holz ausgesetzten viereckigen Räumen, an Orten, wo das Einschlagen feindlicher Bomben am wenigsten zu fürchten ist, auch werden sie noch mit Erde 3– 4 Fuß hoch überdeckt u. der Eingang zu ihnen in Bogen od. gebrochen geführt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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