Reagentien

Reagentien

Reagentien (Reagentia, gegenwirkende Mittel), nennt man in der Chemie Stoffe, welche durch irgend auffallende Erscheinungen (Reactionen), wie Farbenveränderung, Niederschläge, Aufbrausen, Verpuffen etc. die Gegenwart bestimmter Körper anzeigen; sie sind daher das Hauptmittel der chemischen Analyse. Man unterscheidet zunächst allgemeine u. besondere R., je nachdem sie dazu dienen, die Gruppe zu ermitteln, zu welcher der zu untersuchende Körper gehört od. einen einzelnen Körper durch ein ihm eigenthümliches Verhalten erkennen zu lassen. So ist für Kupferoxyd Schwefelwasserstoff ein allgemeines Reagens, Ferrocyankalium ein besonderes; zu den allgemeinen R. gehören auch die, welche als einfache u. als chemische Lösungsmittel gebraucht werden. Charakteristisch nennt man ein Reagens, wenn die Reactionen mit dem betreffenden Körper so ausgezeichnet sind, daß kein Zweifel über die Gegenwart desselben zulässig ist; daher ist Ferrocyankalium ein charakteristisches Reagens auf Eisenoxydsalze. Empfindlich nennt man ein Reagens, wenn es die Gegenwart noch höchst geringer Mengen des zu bestimmenden Körpers anzeigt; so ist Rhodankalium ein empfindliches Reagens auf Eisenoxydsalze. Die Einwirkung der R. setzt den flüssigen Zustand der zu untersuchenden Substanz voraus, u. je nachdem derselbe durch nasse Lösungsmittel od. durch Hitze (Schmelzen) hergestellt wird, unterscheidet man R. aus nassem u. R. auf trocknem Wege; die letzteren sind entweder Aufschließungsmittel, welche beim Schmelzen den Körper in einen Zustand überführen, daß er von nassen Lösungsmitteln aufgenommen wird, od. Löthrohrreagentien, welche bes. bei der Löthrohrprobirkunst Anwendung finden. Die als R. bei der Untersuchung unorganischer Körper vorzugsweise benutzten Stoffe sind: [866] A) R. auf nassem Wege; a) allgemeine R., aa) einfache Lösungsmittel: Wasser, Alkohol, Äther; bb) chemische Lösungsmittel: Salzsäure, Salpetersäure, Königswasser, Essigsäure, Chlorammonium; cc) R. zur Trennung der Gruppen: Reagenspapiere (rothes u. blaues Lackmuspapier, Georginenpapier, Curcumapapier), Schwefelsäure, Schwefelwasserstoff als Gas u. in Wasser aufgelöst als Schwefelwasserstoffwasser, Schwefelwasserstoff-Schwefelammonium, Schwefelwasserstoff-Schwefelnatrium, Ätzkali, Ätznatron, kohlensaures Natron, Ätzammoniak, kohlensaures Ammoniak, Chlorbarium, Chlorcalcium, salpetersaures Silberoxyd, Eisenchlorid; b) besondere R.: schwefelsaures Kali, phosphorsaures Natron, antimonsaures Kali, chromsaures Kali, Cyankalium, Ferrocyankalium, Ferridcyankalium, Rhodankalium, Kieselflußsäure, oxalsaures Ammoniak, Weinsäure, Ätzbaryt, kohlensaurer Baryt, Zinnchlorür, Goldchlorid, Platinchlorid, Zink, Eisen, Kupfer, essigsaures Natron, molybdänsaures Ammoniak, Ätzkalk, schwefelsaurer Kalk, schwefelsaure Magnesia, schwefelsaures Eisenoxydul, Natrium-Palladiumchlorür, essigsaures Bleioxyd, Wismuthoxydhydrat, schwefelsaures Kupferoxyd, salpetersaures Quecksilberoxydul, Quecksilberoxyd, Quecksilberchlorid, schwefeligsaures Natron, Chlor, Indigolösung, Stärkekleister. B) R. auf trocknem Wege: a) Aufschließungsmittel: kohlensaures Kali, kohlensaures Natron, Ätzbaryt, Fluorbarium, salpetersaures Natron; b) Löthrohrreagentien, s. Löthrohrprobirkunst.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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