Sappe

Sappe

Sappe (v. d. span. zappa), die Laufgrabenarbeiten, mit denen der Belagerer sich nach u. nach der Festung nähert. Man unterscheidet folgende Sappenarten: a) die eigentliche od. ganze S. wird von bes. Arbeitern (den Sappeurs od. Pionieren) verfertigt, so daß die Arbeit Tag u. Nacht ununterbrochen fortgeht. Die Arbeiter werden hierzu in, von einem Chef de sappe befehligte Brigaden von 8 M. (Sappeurbrigaden) getheilt, von denen die Hälfte wirklicharbeitet, während die andere Hälfte ihnen Schanzkörbe, Sappenbunde u. Faschinen zulangt u. nach 1–2 Stunden die erste Abtheilung ablöst. Von diesen setzt der erste Arbeiter einen Schanzkorb in der bezeichneten Linie neben sich auf die Erde, mit den Spitzen der Pfähle oben, worauf er sich sogleich 1 F. hinter demselben, 18 Z. tief u. 21/4 F. breit, eingräbt, od. gewöhnlicher die Arbeit aus dem bereits eingelegten Laufgraben fortsetzt; die Erde wird Anfangs in den Korb, nach dem Anfüllen desselben aber darüber hinaus geworfen. Er setzt hierauf einen zweiten u. dritten Korb, welchen er ebenfalls füllt etc. Vorwärts ist er bei dieser Arbeit durch einen an der Spitze des Grabens liegenden Rollkorb (s.d.) gegen die feindlichen Flintenschüsse gedeckt. So wie er den dritten Korb setzt, tritt der zweite Arbeiter an seine Stelle, um den Graben 6 Z. breiter u. tiefer zu machen, welcher nachher von dem dritten u. vierten Arbeiter auf 3 F. Breite u. Tiefe gebracht wird, worauf die letztern beiden 3 Faschinen auf die Schanzkörbe legen u. sie auf die empor stehenden Spitzen der Schanzkorbpfähle festschlagen. Die zweite Abtheilung der Sappeurbrigade bringt mittlerweile Schanzkörbe, Faschinen u. Sandsäcke heran, die letzteren, um sie Anfangs hinter jedem Zwischenraum zweier Schanzkörbe aufzustellen u. so das Hindurchschlagen der Flintenkugeln zu verhindern. Auch schützen sich die Sappeure hiergegen durch Sappenschirme, Holztafeln mit starken Eisenplatten beschlagen, welche mit der Arbeit auf den an ihnen angebrachten Rollen fortbewegt werden, Auch schützen sich die Sappeure,[887] welche die Tete haben, durch Kürasse u. Stahlhelme. Nach 1 od. 2 Stunden, wenn die erste Brigade ermüdet ist, übernimmt die zweite die Arbeit, u. so abwechselnd 8 Stunden, nach deren Verlauf die ganze Brigade durch eine neue abgelöst wird u. 16 Stunden ruhen kann. Man kann so stündlich 8–12 Schanzkörbe setzen u. füllen. So wie diese Arbeit nach u. nach vorrückt, werden die gewöhnlichen Transcheearbeiter von der Infanterie angestellt, um den Graben vollends auf seine gehörige Breite, die Parallelen u. halben Parallelen auf 12–15 F., die übrigen Verbindungsgräben zwischen jenen aber auf 8 F. zu bringen. Alle Belagerungsarbeiten nahe an der Festung u. im wirksamen Flintenschuß derselben werden auf die beschriebene Art ausgeführt u. gehen Tag u. Nacht ununterbrochen fort, vorausgesetzt, daß der Belagerte kein Geschütz gegen die Sappenspitze aufstellen kann, in welchem Falle die Arbeit nur des Nachts ausführbar ist. Um auf den Capitalen der ausspringenden Winkel aus der letzten Parallele vorzugehen, bedient man sich b) der Dopppel-S. (S. double), indem zwei Sappeurbrigaden, jede mit einem Rollkorbe vor sich, ihre Schanzkörbe 12 F. von einander zu beiden Seiten aufstellen u. sie auf die vorgeschriebene Weise füllen. Der in der Mitte stehende, 6 F. breite Erdkamm wird nachher von den Laufgrabenarbeitern hinweggenommen, dagegen aber von Entfernung zu Entfernung eine Traverse (s.d.) aufgeführt. Die S. bekommt davon den Namen einer c) doppelten Wende-S. (S. double turnente, Schlangen-S., Traversen-S., Würfel-S.); eine d) einfache Wende-S. zieht sich zu beiden Seiten der angegriffenen Festungsseite, an dem Kamme des bedeckten Weges hinlaufend, herum u. nimmt die Transcheecavaliere (s.d.) od. die neuerlich anstatt ihrer eingeführten Haubitzbatterien auf. Wenn die S. gegen Wurffeuer geschützt werden soll, muß sie oben eingedeckt werden u. erhält man so e) die bedeckte S. Sie ist eine einfache, wenn man von Abstand zu Abstand einen Balken mit einem Ende auf die Sappenkörbe, mit dem andern Ende auf den Sappengraben stützt; auf diese Balken befestigt man Breter, auf diese Faschinen, welche mit Erde bedeckt werden. Die doppelte S. deckt man, indem man starke Böcke von Abstand zu Abstand auf die Bermen längs der Sappenkorbreihen stellt u. sie mit Bretern, Faschinen u. Erde bedeckt. Die Schweden bedienten sich dieser bedeckten S. zuerst im Dreißigjährigen Kriege gegen die Bergschlösser in Deutschland u. die Türken bedeckten schon im 17. Jahrh. alle ihre Laufgräben auf ähnliche Weise u. benutzten sie zugleich als Wohnbaraken. Ist der Feind nicht aufmerksam u. hat man von seinem Feuer wenig zu fürchten, so werden die Parallelen u. Laufgräben in der Nacht vermittelst f) der flüchtigen od. halben S. (S. volante) ausgeführt. Hier trägt jeder Arbeiter nebst Schaufel u. Hacke od. Spaten einen Schanzkorb, welchen er in der von dem Ingenieur bezeichneten Linie neben dem seines Nachbars niedersetzt u. 1 Fuß hinter demselben sich schnell einzugraben anfängt, die Erde theils in den Korb, theils über denselben hinauswerfend. Sind sie dadurch in der Nacht wenigstens 3 Fuß tief in den Erdboden gedrungen, so wird der Graben nachher durch die Tagearbeiter auf seine gehörige Breite gebracht. g) Man wendet statt derselben auch die offene od. gemeine S. an; eine Reihe von Arbeitern stellt sich mit 4–5 F. Abstand längs der abgesteckten Linie auf, gräbt sich schnell ein u. wirft den gewonnenen Boden nach dem Feinde zu als Brustwehr auf. Über Felsenweg kommt man durch Brustwehren von höheren Schanzkörben mit Sandsäcken gefüllt, über morastige Stellen durch ähnliche u. Ausfüllen der Sohle der S. mit Sand od. Steingries.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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