- Magier [1]
Magier (Magi), 1) Mitglieder der Priesterkaste bei den Medern u. Persern. Ursprünglich ein bestimmter Stamm des Volkes, dem die Erhaltung der wissenschaftlichen Kenntnisse u. die Ausübung der heiligen Gebräuche überlassen war. Der im Orient herrschende Glaube an Übernatürliches machte es nochwendig, daß auch sie sich damit beschäftigten, wodurch sie unbedingtes Zutrauen des Volkes, großes Ansehen u. Einfluß auf die Negierung erhielten; daher ihre Ausartung zu allerlei Betrügereien. Zoroaster reformirte mit dem Parsismus auch die M. u. theilte sie in drei Ordnungen: Herbeds (Lehrlinge), Mobeds (Meister) u. Destur Mobeds (vollendete Meister). Ihnen allein sollte die Beobachtung der heiligen Gebräuche obliegen; sie allein waren im Besitz der heiligen Gebetformeln u. Liturgien, mit denen man Ormuzd verehrte etc. Als Kyros das Persische Reich stiftete, wurden die M. als Hofpriester angestellt, sie brachten mit dem Anbruche jedes Tages den Göttern Opfer, unterrichteten die königlichen Prinzen in ihrer Lehre u. waren die Rathgeber des Königs. Aus ihnen bestand (wahrscheinlich) das Collegium der königlichen Richter; 2) bei den Babyloniern unter der chaldäischen Dynastie die Priesterkaste. Sie lebten zerstreut in verschiedenen Städten, hatten eigene Besitzungen u. theilten sich vornehmlich in 5 Klassen: a) Erklärer der Bilderschrift, b) Astronomen, c) Naturkundige, u. mittelst ihrer Naturkenntnisse Zauberer, d) Wahrsager, e) Chaldäer. Astrologen u. Nativitätssteller. Jede Klasse hatte ihren Vorsteher, alle Ein Oberhaupt, welches den König im Kriege begleitete; 3) im Neuen Testament die Heiligen drei Könige; 4) in neuerer Zeit Bezeichnung für Zauberer, Wunderthäter aller Art u. Taschenspieler.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.