Sticken

Sticken

Sticken, 1) auf einem Stoffe mittels der Nadel Fäden so ein- od. aufnähen, daß dadurch auf dem Stoffe allerlei Figuren od. Zeichnungen entstehen. Oft wird das Muster vorher vorgezeichnet, indem man es auf Papier verzeichnet, seine Umrisse mit einer stärkern od. schwächern Nadel durchsticht u. das Muster durch das Überstreichen des Papiers mit Zeichentinte, od. durch Durchpausen mittels Kohlenstaub (Durchstäuben) auf den Stoff überträgt. Man hat sehr verschiedene Arten des S-s: die Fäden liegen bald dicht neben einander, bald weiter von einander; das Muster wird bald platt, bald erhaben ausgeführt; im letztern Falle legt man Stückchen Papier od. Pergament unter; bei der Atlasstickerei sind die Stiche dicht u. laufen entlang der Figur, bei der französischen Stickerei quer über die Figur, wodurch diese höher hervortritt. Das S. mit weißem Baumwollengarn in weißen Zeugen wird an mehren Orten fabrikmäßig betrieben u. der Handel mit solchen Stickereien ist sehr bedeutend (vgl. Stickmaschine). Außerdem stickt man mit Zwirn, Seide, Wolle, Gold- u. Silberfäden, Haaren, Chenille, Perlen, Schmelz, Flittern etc. Sehr häufig stickt man mit buntem Garn auf Cannevas, meist nach besonderen Stickmustern. Angewendet wird das S. zum Zeichnen des Weißzeugs, der Wäsche, für Kleider u. Putzsachen, Militär-, Hof- u. Beamtenuniformen, kirchliche Paramente, Decken, Gardinen u. einer großen Zahl anderer Gebrauchs-, Prunk- od. Luxusgegenstände. Über das Weben gestickter Zeuge s. Musterweberei B). Die Kunst mit der Nadel zu sticken ist uralt u. soll von den Phrygiern erfunden (daher solche Kleider Phrygioniae hießen) worden sein u. wurde bes. in Babylon geübt. Im Orient trugen nur Könige u. andere vornehme Personen gestickte Kleider; in der Stiftshütte der Israeliten waren die Vorhänge u. des Hohenpriesters Gürtel gestickt (n. And. bunt gewirkt). Man stickte mit gefärbter Wolle; die Goldstickerei soll unter König Attalos von Pergamum, die Silberstickerei erst unter den griechischen Kaisern aufgekommen sein. Nach Rom kamen gestickte Vorhänge, Zimmerverzierungen u. Gewänder erst zur Kaiserzeit. Die Leute, welche sich damit beschäftigten, hießen Plumarii u. Polymitarii. 2) (Besticken), das Profil eines Dammes bestimmen; vgl. Besteck 6).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sticken — Sticken, verb. regul. welches in doppelter Hauptbedeutung üblich ist. 1. Eine Art der künstlichen Nähterey, eine gemachte Zeichnung mit Stichen ausfüllen, erhabene Figuren auf etwas nähen; wodurch sich das Sticken von dem Ausnähen unterscheidet.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Sticken — Sticken, ein Arbeitsverfahren, mittels dessen flächenförmig ausgedehnte Körper (meist Gewebe, selten Papier, Leder u.s.w.) mit textilen oder Metallfäden (Stickfäden) so durchzogen werden, daß auf ihrer Oberfläche durch Aneinanderreihung… …   Lexikon der gesamten Technik

  • sticken — »farbige Muster oder Figuren nähen«: Das westgerm. Verb mhd. sticken »heften, stecken, sticken; mit Pfählen versehen«, ahd. sticken »fest zusammenstecken«, niederl. stikken »steppen, sticken«, engl. to stitch »nähen, sticken« beruht auf der unter …   Das Herkunftswörterbuch

  • Sticken — (s. ⇨ Stecken, Subst.). *1. Da will ik en Sticken bistêken. (Holst.) – Schütz, IV, 196. Das will ich mir merken, etwa wie: Ich will mir einen Knoten ins Taschentuch machen. *2. Dar hebb k hum n Stick vör staken. – Kern, 1134; Dähnert, 451b. Ich… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • sticken — Vsw std. (8. Jh.), mhd. sticken, ahd. sticken Stammwort. Das Wort kann ein Intensivum zu stechen sein, oder es ist abgeleitet von Stich in der Bedeutung (Zier)Stich . Abstraktum: Stickerei. deutsch s. stechen …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • sticken — V. (Aufbaustufe) etw. mit Nähstichen verzieren Beispiel: Sie hat ihren Namen auf die Bluse gestickt …   Extremes Deutsch

  • Sticken — Die Stickerin (Gemälde von Georg Friedrich Kersting, 1812) Sticken ist eine textile Technik, bei der ein Trägermaterial (Stoff, Leder, Papier) mittels Durchziehen oder Aufnähen von Fäden verziert wird. Es gibt eine Vielzahl von Sticktechniken.… …   Deutsch Wikipedia

  • sticken — sti|cken [ ʃtɪkn̩] <tr.; hat: durch bestimmte Stiche mit einer Nadel und [farbigem] Garn auf Geweben Muster o. Ä. herstellen: sie stickte ihren Namen in das Tuch; eine gestickte Decke; <auch itr.> am Abend stickt sie gern. * * *… …   Universal-Lexikon

  • sticken — stị·cken; stickte, hat gestickt; [Vt/i] (etwas) sticken mit einer Nadel und mit einem Faden Muster auf ein Stück Stoff machen <ein Monogramm, eine Blume (auf eine Serviette) sticken; ein Bild sticken> || K : Stickarbeit, Stickgarn,… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • sticken — handarbeiten, nähen, sticheln. * * * stickennähen,sticheln,handarbeiten …   Das Wörterbuch der Synonyme

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”