Strontĭum

Strontĭum

Strontĭum, Element, zu den Metallen der alkalischen Erden gehörig; chemisches Zeichen Sr, Atomgewicht 43,84 (H = 1) od. 548 (O = 100). Findet sich in der Natur als Oxyd (Strontian) an Schwefelsäure od. Kohlensäure gebunden; der schwefelsaure Strontian ist das unter dem Namen Cölestin (s.d.) bekannte Mineral, der kohlensaure Strontian wird Strontianit (s.d.) genannt. Man gewinnt das Metall durch Zerlegen des Strontians mittelst Kaliumdampf in einem Strom von Wasserstoff; das dabei erhaltene Gemisch von S. u. Kali wird mit Quecksilber behandelt, welches das S. auflöst, das Quecksilber wird dann in einem Strom von Wasserstoffgas abdestillirt. Schüttelt man eine concentrirte Lösung von Chlorstrontium mit Natriumamalgam, so erhält man Strontiumamalgam u. Chlornatrium; aus dem Strontiumamalgam erhält man das S. auf die angegebene Weise. Das S. ist ein weißes, hämmerbares Metall, schmilzt bei Rothglühhitze, läßt sich nicht destilliren, an der Luft oxydirt es sich schnell, im Wasser zersetzt es dasselbe schon bei gewöhnlicher Temperatur unter Bildung von Strontian. Die Verbindungen des S-s sind im Allgemeinen den Bariumverbindungen sehr ähnlich u. finden sich häufig in Gemeinschaft mit diesen; ihre Darstellung erfolgt ganz wie die der Bariumverbindungen. A) Mit Sauerstoff: a) Strontian (Strontiumoxyd, Strontianerde), SrO, wird durch Glühen des salpetersauren od. iodsauren Strontians erhalten, auch durch Glühen des kohlensauren Salzes für sich od. mit Kohle gewinnt man reinen Strontian. Der Strontian ist eine weiße, zerreibliche Masse, welche begierig Kohlensäure u. Wasser aufnimmt u. mit letzterem Strontianhydrat, SrO HO, bildet; dasselbe wirkt kaustisch, ist nicht giftig. Das Hydrat wird auch erhalten durch Glühen von schwefelsaurem Strontian mit Kohle, Auskochen der Masse mit Wasser u. Zersetzen der Lösung von Schwefelstrontium mit Kupferoxyd; aus der Flüssigkeit setzen sich farblose Krystalle von Strontianhydrat (Ätzstrontian) von der Zusammensetzung SrO, HO + 8 aq. ab; beim Erhitzen verlieren die Krystalle das Krystallwasser u. hinterlassen reines Hydrat, SrO, HO; dasselbe schmilzt in hoher Temperatur, ohne das Wasser zu verlieren. Mit Säuren bildet der Strontian die Strontiansalze, welche im Allgemeinen den Barytsalzen gleichen. Auflösungen von Strontiansalzen geben mit Schwefelsäure od. löslichen schwefelsauren Salzen einen Niederschlag von schwefelsaurem Strontian, welcher nicht so unlöslich ist wie der schwefelsaure Baryt, daher ist die Fällung nicht ganz vollständig; bewirkt man die Fällung durch schwefelsaures Natron u. filtrirt den Niederschlag ab, so erzeugt kohlensaures Natron im Filtrat noch einen Niederschlag von kohlensaurem Strontian. Chromsaures Kali u. Kieselfluorwasserstoffsäure geben keine Niederschläge. Die meisten Strontiansalze, bes. das wasserhaltige Chlorstrontium, ertheilen der Löthrohrflamme, letzteres auch der Alkoholflamme, eine schöne rothe Färbung. Man benutzt daher die Strontiansalze zur Darstellung von Rothfeuer. b) Strontiumsuperoxyd, SrO2, wird durch Fällen einer Strontianlösung mit Wasserstoffsuperoxyd erhalten; das Hydrat krystallisirt in glänzenden Blättchen. B) Mit Chlor: [937] Chlorstrontium, SrCl, wird aus dem durch Glühen von schwefelsaurem Strontian mit Kohle gewonnenen Schwefelstrontium dargestellt, indem man dasselbe in kochendes Wasser einträgt, Salzsäure zusetzt, die Flüssigkeit mit etwas Schwefelstrontium schwach alkalisch macht, zur Trockene eindampft u. den Rückstand mit kochendem Wasser auszieht; aus der Lösung krystallisirt das Chlorstrontium in dünnen Säulen mit 6 Äquiv. Wasser, welche an der Luft zerfließen, sich leicht in Wasser, auch in Alkohol auflösen. C) Mit Brom: Bromstrontium, Sr Br, durch Auflösen von Strontian, kohlensaurem Strontian od. Schwefelstrontium in Bromwasserstoffsäure erhalten, krystallisirt mit 6 Aquiv. Wasser in langen, leicht löslichen Nadeln. D) Mit Jod: Jodstrontium, Sr I, ähnlich dem Bromstrontium darzustellen; die Lösung wird leicht durch die Kohlensäure der Luft zersetzt; ist leicht löslich in Wasser, bei Luftabschluß ohne Zersetzung schmelzbar; an der Luft geglüht entweicht Jod u. Strontian bleibt zurück. E) Mit Schwefel: Schwefelstrontium, Sr S, wird durch Glühen von schwefelsaurem Strontian mit Kohle erhalten. Man mischt sein pulverisirten Cölestin, mit 1/4 Kohlenpulver u. etwas Roggenmehl innig u. glüht das Gemisch in einem Tiegel bei starker Rothglühhitze. Das Schwefelstrontium scheint beim Behandeln mit Wasser vollständig in Hydrat u. Strontiumsulfhydrat = Sr S, HS, zu zerfallen; es bildet den Ausgangspunkt für die Darstellung der meisten Strontiansalze. F) Mit Fluor: das Fluorstrontium, Sr Fl, durch Digestion von frisch gefälltem kohlensaurem Strontian mit Fluorwasserstoffsäure erhalten, ist ein in Wasser schwer lösliches weißes Pulver. Kieselfluorstrontium = 3 Sr Fl + 2 Si Fl3, krystallisirt in kurzen, einseitigen Prismen, ist leicht löslich in Wasser u. unterscheidet sich dadurch von der entsprechenden Bariumverbindung.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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