Sänfte

Sänfte

Sänfte (Tragsessel), ein Behältniß meist von Holz, welches von zwei Menschen, auch wohl von zwei Tragthieren, meist Maulthieren, getragen wird u. dazu dient eine od. mehre Personen von einem Ort zum andern zu schaffen. Am frühesten kommen die S-n im Orient u. in Ägyptenvor, wo man deren zum Tragen auf den Schultern hatte (s. Palankin). Aus dem Orient kam die S. später nach Griechenland, wo sie Phoreion hieß u. auf beiden Seiten mit Vorhängen versehen, mit goldenen u. silbernen Säulen u. mit Edelsteinen verziert war. Auch die Römer bedienten sich der S. (Lectica) anfangs auf Reisen, dann auch in der Stadt; sie war entweder zum Sitzen od. zum Liegen, bestand aus einem hölzernen Gestell, auf welchem eine Matrazze u. am Kopf ein Kissen lag, u. war bald offen, bald bedeckt mit Vorhängen (Plagulae), von Leder od. Tuch, welche man nach Belieben wegziehen konnte, od. auch mit Glasfenstern versehen. Die S-n wurden von Sklaven (Lecticarii) an langen Stangen (Asseres) auf den Schultern getragen u. verlangten je nach ihrer Größe od. dem Range ihrer Besitzer zwei bis sechs[864] (daher L. hexaphoros), auch acht (L. octophoros) Träger. Wer nicht eigenthümlich eine S. besaß, miethete sich eine solche, denn es hatten sich Gesellschaften von Sklaven, Freigelassenen u. armen Plebejern gebildet, welche um Lohn ihre S-n vermietheten. Andere S-n dienten, um die Todten darauf zu beerdigen (Lecticae funebres); für solche sorgte die Commun (Lecticae publicae), doch hatten Reiche ihre Privatsänften zu diesem Gebrauche. Diese S-n waren auch entweder offen od. verdeckt. Vgl. Johann Alstorph, De lecticis veterum. Im Mittelalter, bes. nach den Kreuzzügen, waren die S-n, bes. die von Pferden u. Maulthieren getragenen, bei Reisen vornehmer Frauen sehr gewöhnlich. Zur Zeit Ludwigs XIV. kamen die eigentlichen Portechaisen (s.d.) auf u. wurden in großen Städten u. an den Höfen Mode. In Spanien sind sie von der Maurenzeit noch gewöhnlich u. bei den schlechten Wegen zum Reisen für Damen auch bequem.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Sänfte — Eine Sänfte ist ein von Menschen (auch Sänftenträger) oder Lasttieren an vorn und hinten herausragenden Stangen zur schonenden (sanften) Beförderung von Personen getragenes Gestell. Gebrauch Sänften dienten seit der menschlichen Frühzeit zumal… …   Deutsch Wikipedia

  • Sänfte — Sänfte: Die seit dem 16. Jh. gebräuchliche Bezeichnung für »Tragsessel« ist identisch mit dem heute veralteten »Sänfte« »Sanftheit, Bequemlichkeit« (mhd. senfte, ahd. samftī, semftī »Ruhe, Gemächlichkeit, Annehmlichkeit«). Dieses Substantiv ist… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Sänfte — Sänfte, aus dem Orient stammendes Beförderungsmittel für Personen, das von Menschen oder Saumtieren getragen wird. Babylonier und Ägypter bedienten sich schon der Sänften. und in Indien (s. Palankin), China, Japan etc. sind sie noch heute im… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sänfte — Sänfte, Tragstuhl, Beförderungsmittel für Personen, von Menschen oder Saumtieren getragen, stammt aus dem Orient, früher in Europa sehr gebräuchlich [Abb. 1589], jetzt noch in China, Japan, Indien und auch in Spanien. (S. auch Palankin.) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Sänfte — (lat. lectica). Tragsessel, Tragbette, entweder von Menschen oder auch von Lastthieren getragen, bei den Alten und im Oriente gewöhnliches Geräthe, bei uns meist nur zum Fortbringen von Kranken od. auch bei Bergreisen von Damen oder Schwachen… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Sänfte — Sf erw. obs. (8. Jh., Bedeutung 16. Jh.) Stammwort. Übertragung des alten Abstraktums zu sanft auf den konkreten Gegenstand. deutsch s. sanft …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Sänfte — Tragstuhl; Tragsessel * * * Sạ̈nf|te 〈f. 19〉 kastenartiges, offenes od. geschlossenes, von Menschen od. Tieren getragenes Gestell zur Beförderung von Personen [<ahd. samfti, semfti „Ruhe, Gemächlichkeit, Annehmlichkeit“, seit 16. Jh.… …   Universal-Lexikon

  • Sänfte — die Sänfte, n (Oberstufe) ein von Menschen oder Lasttieren getragenes Gestell mit herausragenden Stangen zur schonenden Beförderung von Personen Beispiel: Der König wurde auf einer Sänfte mit bunt glitzerndem Baldachin von vier Männern mit… …   Extremes Deutsch

  • Sanfte — Sanftef aufdieSanfte=durchgütlichesZureden;vorsichtig anzüglich.Hinter»Sanfte«ergänze»⇨Tour«.1930ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Sanfte Mobilität — steht für ein politisches Konzept, das als nachhaltige, umweltschonende, sozial verträgliche und unfallarm bezeichnete Fortbewegungsarten wie zu Fuß gehen, Radfahren und die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel (siehe auch Umweltverbund) fördern …   Deutsch Wikipedia

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