- Thränen
Thränen (Lacrymae), die zwischen den Augenlidern u. dem Augapfel befindliche, von den Thränendrüsen u. der Bindehaut des Auges (s. Thränenorgane) abgesonderte, wässerige, klare, etwas gesalzen schmeckende Feuchtigkeit. Sie verhüten das Austrocknen des Auges, was durch die stete Einwirkung der Luft auf dasselbe bewirkt werden würde, erhalten die innere Fläche der Augenlider, die Binde- u. Hornhaut schlüpfrig u. begegnen so einer nachtheiligen Reibung dieser Theile, spülen leichte, ins Auge gekommene Körper weg u. stumpfen, wenn dieselben chemisch reizend sind, diesen Reiz ab. Im ruhigen Zustande der Augen werden nicht mehr T. abgesondert, als durch die Thränenkanäle abfließen, was durch die etwas tiefere Stellung des inneren Augenwinkels u. durch die Bewegung der Augenlider befördert wird. Wenn aber das Auge durch fremde Körper, welche in fester, flüssiger od. Dunstform in dasselbe gelangen, auf mechanische od. chemische Weise, od. durch zu blendendes Licht dynamisch gereizt wird, so können die Thränenkanäle die dann in reichlicher Menge fließenden T. nicht schnell genug aufnehmen u. diese treten über den Rand des unteren Augenlides hexvor (das Augeläust über). Dasselbe geschieht bei eigenthümlicher Anstrengung der Nerven von Seiten des Gemüths (Weinen, s.d.), der Geruchs- u. Geschmacksnerven consensuell durch Krankheit od. gewisse scharfe Substanzen, z.B. des Meerrettigs, der frischen Zwiebeln etc., bei entzündlicher Affection der Conjunctiva u. bei krankhafter Verschließung der Thränenkanäle. Die T. der Menschen bestehen im gesunden Zustande aus 96 Procent Wasser u. 4 Proc. Chlornatrium, phosphorsaurem u. kohlensaurem Natron, phosphorsaurem Kalk u. Schleim; bei krankhaften Zuständen ändert sich die chemische Beschaffenheit der T. zuweilen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.