Tscherkessien

Tscherkessien

Tscherkessien (Circassien), 1) Theil der Kaukasusländer in Russisch Asien; grenzt an das Land der Tschernomorischen Kosacken, Kaukasien, Lesghien u. Daghestan, Georgien, Imerethi, Mingrelien u. die Ostküste des Schwarzen Meeres, ist nach den Tscherkessen, den Bewohnern des westlichen Theils, benannt u. bildet ein verschobenes Viereck von etwa 45 Meilen Länge, 30 Meilen Breite u. etwa 1500 QM. Areal. T. umfaßt daher das eigentliche T., die große u. kleine Abasa, das Land der Nogai-Tataren, die große u. kleine Kabarda u. Ossetien od. Ironistan. T. ist ein Gebirgsland, welches die größere westliche Hälfte des Kaukasus u. seine höchsten Spitzen (Elbrus, 16,900 Fuß, Mainewari 14,400 Fuß, Khochi u.a.) an seiner Südgrenze umfaßt; er stürzt gegen Südwest, oft mit seinem Kamm nur 2–3 Meilen von der Küste entfernt, steil u. fast unersteiglich an das Schwarze Meer hinab, wird aber von den höchsten Punkten nach Nordwest immer flacher u. läuft in den Schwarzen Bergen in runden Kuppen u. niedriger werdend, zwischen dem Schwarzen Meere u. Kuban aus, während es in den höhern Gegenden einen fortlaufenden Grat von Gletschern, ewigem Schnee u. Eis bildet. Die Schneelinie beträgt 11,000 Fuß; Urwälder, oft undurchdringlich, bekleiden die mittlere Region zwischen Schnee u. Thal. Gegen Nord u. Nordost sind die Abfälle des Kaukasus minder steil, aber durch unzählige Flüsse u. Flüßchen, welche Thäler u. Schluchten bilden, bes. nach den Haupt- u. Grenzflüssen gegen Norden, u. zwar gegen den Kuban (unter dessen Nebenflüssen der Weiße Fluß u. die Laba die wichtigsten sind), welcher ins Schwarze, u. Terek, welcher ins Kaspische Meer sich ergießt, so wie nach deren Nebenflüssen hin tief eingeschnitten. Kürzer, aber eben so tief u. zahlreich, sind die Flüßchen u. Waldbäche, welche sich gegen das Schwarze Meer hinstürzen, aber ihre Mündungen sind zum Handel, bes. zum Schleichhandel, geeignet u. daher, um diesen zu hindern, ietzt von zahlreichen russischen Forts (außer der Festung Anapa auf dem linken u. der Feste Suchum Kaleh auf dem rechten Flügel von Nordwest nach Südost die Forts Noworossiisk, Gelendshik, Dob, [Alexandersky], Pschat, Tschapsin, Schapsucho, Toapse, Michailowsk, Waia, Schake [Subasch], Pseka [Mamai], Weljaminowsk, Lazarewsk, Sotsche, Ardler, Gagry, Pizunda [Lesgha], Bambori) festgehalten. Auch am Kuban u. Terek liegt eine Reihe Forts (so bes. Olgadorf), welche die Festungen Jekaterinodar, Ust Labinskaja, Pjatigorsk, Georgiewsk, Mosdok verbinden. Die Forts Abun, Nikolajewsk, Iwan, Nagiageh u. Diannawo-Ljesa sind aber an dem untern Kuban bis weit in das Gebiet der Tscherkessen hinein angelegt u. halten die umwohnenden Stämme in Zaum. Weit in das tscherkessische Gebiet ist die Festung Wladi-Kawkas (Beherrscher des Kaukasus) an der äußersten östlichen Grenze des eigentlichen T-s, eigentlich ins Land der Osseten, vorgeschoben. Nur wenige Straßen führen über das Gebirg, so die Pässe Dariel u. Kaukasische Pforte, alle übrige sind Saumwege, nur für einzelne Fußgänger u. Reiter zu passiren, nicht aber von einer geschlossenen Colonne zu übersteigen. Gleiches findet mit den Thalrändern Statt, welche die tief u. steil eingeschnittenen Thäler einschließen, in welchen letztern meist die Dörfer angelegt u. welche nur auf Fußpfaden u. Saumwegen zu übersteigen sind. Vgl. Tscherkessenkrieg. Klima: sehr verschieden; in den nördlichen niedern Gegenden am Kuban u. [898] Terek heiß, u. da dort die Gewässer, sich selbst überlassen, stagniren u. die Flüsse flache u. breite, fast das ganze Jahr hindurch überschwemmte Ufer haben, erzeugen sich viele Fieber u. andere Krankheiten; im Hochgebirg im Süden dagegen kälter, jedoch im Ganzen mild u. freundlich. Einwohner: gegen 1 Million, nur gegen Westen u. Süden reine T., übrigens aber östlich Nogaier, Osseten u. allerhand lesghische u. tatarische Stämme, gegen Süden aber Awghasen etc., s.u. Tscherkessen. 2 Das eigentliche T., das von den eigentlichen Tscherkessen bewohnte Land, der westliche Theil des vorigen, etwas mehr als 500,000 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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