- Tschuwaschische Sprache
Tschuwaschische Sprache, ein verderbter Dialekt des Türkischen, vielfach mit finnischen Elementen gemischt. Die Substantiva haben kein Genus u. bilden ihre Casus durch Postpositionen, z.B. Nom. sirla die Beere, Gen. sirlanyng, Dat. Acc. sirlana, Ablat sirladan, Locat. sirlada, Instrum. sirlabala. Der Plural wird durch die Partikel sam od. zam ausgedrückt, z.B. siria zam die Beeren, Gen. sirla zamyng etc. Die Adjectiva werden nicht declinirt, wenn sie mit Substantiven verbunden sind. Die Zahlwörter sind 1 per, 2 ikké, 3 vissé, 4 svatta, 5 pipek, 6 olta, 7 sittsché, 8 sakari, 9 tuchuri, 10 vonna. Die persönlichen Pronomina abi ich, asi du, wul er, haben eine unregelmäßige Declination. Die Possessiva[908] werden theils durch den Genitiv derselben, theils durch Suffixe bezeichnet, z.B. pitsche-i mein älterer Bruder, pitsch-u dein älterer Bruder, pitschesch sein älterer Bruder etc. Das Verbum hat drei Tempora: Präsens, Präteritum u. Futurum, ferner einen Imperativ, Conditionalis, Infinitiv u. Participien. Die Conjugation wird durch Pronominalsuffixe gebildet, z.B. Präsens boladyp ich bin, boladyng du bist, bolat er ist, boladpyr wir sind, boladyr ihr seid, bolasse sie sind, Präteritum boldym ich war, Futurum bolam ich werde sein, Imperat. bol sei, bolyr seid, Infinitiv bolma sein etc. Das Negativum wird durch Einschiebung der Sylbe mar od. mas zwischen Stamm u. Endung gebildet; das Passivum durch n od. l, das Factitivum durch tar od. ar, das Reciprocum durch z. Anstatt der Präpositionen gibt es Postpositionen, welche theils den Nominativ, theils dem Genitiv regieren. Grammatiken: Petersburg 1780, 1836. Vgl. Schott, De lingua Tschuwaschorum, Berlin 1841.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.