Asiatische Sprachen

Asiatische Sprachen

Asiatische Sprachen. In Asien gibt es die meisten bekannten Sprachen; sie sind in neuester Zeit vor allen anderen untersucht u. die Verwandtschaft mehrerer derselben mit einander nachgewiesen worden. Auch mit fast allen europäischen Sprachen sind Stämme derselben durch uralte, vorgeschichtliche Wanderungen, od. später aus Asien nach Europa getragen, verwandt. Der weitest verbreitete Sprachstamm ist A) der Indogermanische; in Asien gehören zu demselben in Indien das Sanskrit, das Bali (s. b.), die Sprachen in Kaschmir, Multan, Hindostan u. a.; u. die sogenannten Iranischen Sprachen: in Afghanistan das Puschtu od. Puchto (s. Afghanische Sprache); in Persien u. den angrenzenden Ländern im Alterthum das Zend, die Pehlwisprache u. das Parsi, jetzt die Persische, Belutschische, Bucharische, Armenische, Kurdische, auch die Ossetische Sprache (s.d. a.). Die Iranischen u. Indischen Sprachen dieses Sprachstammes nennt man auch zusammen die Arischen Sprachen (s. u. Arier). Die Georgische Sprache (s.d.), ungeachtet sie in ihren Lauten u. Formen sehr viel Eigenthümlisches darbietet, ist neuerer Zeit auch als zu diesem Sprachstamm gehörig erkannt worden. B) Die Kaukasischen Sprachen (eine Benennung, die mehr geographische Bedeutung hat, als daß sie. einen zusammengehörenden Stamm bezeichnete), weichen bei mancher Ähnlichkeit doch sehr von einander ab. Wegen einer großen Menge Wörter, welche die Kaukasischen Sprachen mit den Finnischen u. Samojedischen gemein haben, hat man auf eine Verbindung dieser Völkerstämme in uralter Zeit geschlossen. Zu den Kaukasischen Sprachen aber gehört dis Sprache der Lesghier, mit dem Awarischen u. anderen Haupt- u. Nebendialekten, die Sprachen der Mizdschegen, der Tscherkessen u. der Abchasen (s.d. a.). Ein anderer, nächst dem Indogermanischen weit verbreiteter wichtiger Sprachstamm ist C) der Semitische (s. Semitische Sprachen), er umfaßt die Chaldäische u. Syrische (Aramäische) Sprache, die Hebräische, nebst der Samaritanischen u. neuern Rabbinischen, die Phönikische u. die wichtige Arabische Sprache (s.d. a.). D) Nach Europa herüber greift auch der Finnische Sprachstamm (s.d.); von ihm sind bes. in Asien bekannt die Syrjänische. Permische, Wotjakische, Wogulische, Ostiakische (am Ob), Mordwinische, Tscheremissische Sprache (s.d. a.) u. a. mit ihren zahlreichen Dialekten. Zu ihm gehören auch die Samojedischen Sprachen, ursprünglich am Obern Jenisei u. auf dem Sajanischen Gebirge, später u. jetzt noch längs dem Jenisei, am Ob u. an den Küsten des Eismeeres gesprochen, haben viele Wörter mit andern A. S., selbst den ihnen fernsten, gemein. Man scheidet gewöhnlich 3 Stämme u. Hauptdialekte: den der Samojeden von Postosersk, Obdorsk, der Jurazen von Mangaseja u. von Turuchansk; dann den der Samojeden am Tas, um Tomsk u. Narym, am Ket u. Tym, der Laak-Ostiaken u. Karaffen; endlich[810] den der Koibalen, Kamaschen, Matori (s.d.) u. a. Einige nehmen auch die Sprachen der Jeniseier (Ostiaken am Jenisei) als einen besondern Sprachstamm an; u. in der That sind sie, bei mannichfacher Ähnlichkeit mit den Nachbarsprachen, doch von denselben im Grunde verschieden. Dazu gehören die Sprachen der Assanen, Ariner, Kotten u. v. a., in ihnen zählt man nur bis fünf. E) Der Türkische Sprachstamm, der außer der eigentlich Osmanischen Sprache (s. Türkische Sprache) das Tatarische von Kasan, Orenburg, Tobolsk etc., die Uigurische u. Turkomanische Sprache (s. b.), die Sprache der Usbeken, Nogayer, Kisilbaschen, Barabinzen, Baschkiren, Basianen, Kumücken, Chasaren, Komanen, Teleuten, Jakuten, Meschtscherjäken, Kirgisen u. Tschuwaschen (s.d. a.) umfaßt. F) Mongolischer od. Tatarischer Sprachstamm (s. Tatarische Sprachen), zu dem die eigentliche Mongolische, Kalmückische u. Buriälische Sprache (s.d. a.) gehören. Sie werden mit den Türkischen, Tungusischen u. Finnischen Sprachen auch unter dem Namen Finnisch-Tatarische Sprachen begriffen. G) Tungusischer Sprachstamm (s. Tungusische Sprache), mit dem Tatarischen u. Türkischen verwandt, hat eine große Menge Dialekte; von allen ist nur die Mandschusprache (s.d.) grammatisch bekannt. H) Die Sprachen der Ainos auf den Kurilen u. zum Theil in dem südlichsten Kamschatka, zeigen einzelne Ähnlichkeiten mit Samojedischen u. andern nördlichen Sprachen. I) Die unter sich meist verschiedenen Sprachstämme der Jukagiren, Korjäken, Tschuktschen (s.d. a.), die Sprache der Letzteren ist mehr amerikanischen Ursprungs. K) Die Kamtschadalischen Sprachen; obgleich sie von den vorigen Mehreres aufgenommen haben, sind sie doch ganz für sich bestehende Sprachen, sind aber wenig bekannt. L) Die Japanische Sprache (s.d.); zu ihr gehört die Sprache der Insulaner auf den Lieukhieu. M) Die Koreanische Sprache (s.d.). N) Die Chinesische Sprache (s.d.), die sich weit hin in Asien verbreitet u. viele andere A. S. verdorben hat. O) Transgangitanische od. Hinterindische Sprachen, als deren Hauptsprachen die Anamitische, Siamesische, Birmanische (s.d. a.), die Sprache in Pegu, die der Pey od. Pape u. a. zu nennen sind; sie sind zum Theil wenig bekannt, aber alle gehören verschiedenen Stämmen an u. weichen sehr von einander ab. P) Tibetanische Sprache (s.d.); so weit sie bekannt ist, hat sie Wurzeln aus dem Chinesischen, aus mehreren Transgangitanischen u. andern A. S. Q) Die Dravidha Sprachen im südlichen Theil Vorderindiens, von denen bes. das Tamulische, Malabarische, Carnata, Telinga, Badaga u. Singalesische (s.d. a.) zu nennen sind, wahrscheinlich die Sprache der von dem einwandernden Sanskritvolk zurückgedrängten Ureinwohner Hindostans; auch die Sprache der Gonds soll damit zusammenhängen. R) Der Malaiische Sprachstamm (s.d.) in der südlichen Hälfte von Malacca, der ganzen Inselwelt des SOAsiens u. auf unzähligen Inseln der SSee, so wie auf Formosa u. Madagascar gesprochen, hat vieles Indische, Persische u. Arabische in sich aufgenommen, u. zeigt Ähnlichkeit selbst mit europäischen Sprachen. Vgl. Adelung, Mithridates, Bd. II.; Klaproth, Asia polyglotta, Par. 1823, nebst Atlas; Balbi, Atlas ethnographique du globe, ebd. 1826 4 Kennedy, Researches into the Origin and Affnity of the principal Languages of Asia and Europa, Lond. 1828.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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