- Tschuktschen
Tschuktschen, ein den benachbarten Korjäken nahe verwandter Volksstamm im nordöstlichen Sibirien u. auf den Inseln an der nordwestlichen Küste von Nordamerika, nach Einigen von mongolischer Abstammung, nach Andern mit den Eskimos stammverwandt; sie sind mittelgroß, kräftig u. wohlgewachsen, haben einige Ähnlichkeit in Gestalt u. Sitten mit den Einwohnern von Nordwestamerika, tätowiren sich, tragen das Haar in Zöpfen (die Weiber), kleiden sich in Ober., Beinkleider u. Stiefel aus Rennthierfellen, wohnen im Winter in Erdhütten, im Sommer in Breterbuden od. nomadisiren. Die seßhaften od. Stand-T (Ssidjatschije Tschuktschi od., wie sie sich selbst nennen, Namollo) halten Hunde zum Zug, treiben ansehnliche Fischerei, nähren sich fast allein von Fischen; die nomadisirenden od. Rennthier-T. (Olennyje Tschuktschi, welche sich selbst Tschauktschu nennen), halten Rennthiere u. üben eine despotische Herrschaft über die ansässigen T. Die T. führen ein freundliches, patriarchalisches Leben, halten sich in Familien zusammen, sind tapfer gegen Feinde, unabhängig von den Russen, zahlen keinen od. wenig Tribut, üben Blutrache, tödten die unbrauchbaren Mitgl eder der Familien, Greise, Krüppel etc. Man unterscheidet eigentliche T. u. Tschelugen (Tscherlagen, Telugen), ihre Anzahl beläuft sich auf ungefähr 10.000 Bogen od. Fanilien; sie sind erst seit 1646 bekannt; vgl. Tschukollen. Die T. an der Nordwestkü ste von Nordamerika zeichnen sich durch dicke Köpfe u. starken Körperbau aus, sind schmutzig, haben kleine Augen, vorstehende Backenknochen, an jeder Seite des Mundes Löcher, wohin sie allerhand Schmuck (Glasperlen, Knochen etc) legen; langes, schwarzes Haar; kleiden sich in Felle, bewaffnen sich mit Lanzen, Bogen, Pfeilen, großen Messern. Vgl. von Wrangel, Reise längs der Nordküste von Sibirien, bearbeitet von G. Engelhardt, Berl. 1839, 2 Thle.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.