- Samojeden
Samojeden, 1) finnischer Volksstamm in den nördlichen Gegenden des Europäischen u. Asiatischen Rußlands, von Archangel bis an die Lena wohnend, mit eigener, in viele Dialekte zerfallender Sprache (s. Samojedische Sprache); theilen sich in viele kleinere Stämme, als: Towzi (am Eismeer), Koibalen, Sojeten (Sojoten, am Baikal, auf dem Sajanischen Gebirg), Matoren (im Gouvernement Tomsk, an der Tuba), Tubinzen, Kaimaschen (im Gouvernement Tomsk, an der Kama, Nomaden, sind Christen); Karagassen, Ostjäken, Arinzen, Kotowzen (im Gouvernement Tomsk, am Jenisei, sind Schamanen), Assanen (im Gouvernement Jakutzk), Juraken u. 2) eigentliche S.; diese, sich selbst Ninetz (Nenetsch, d.i. Menschen), od. Khosowo (d.i. Männer) nennend, finden sich zwischen den russischen Flüssen Mesen u. Olonek, sind klein (4–5 Fuß hoch), untersetzt, dick- u. flachköpfig, haben großen Mund, lange Ohren, weitgeschlitzte, kleine Augen, braungelbe Farbe, schwarzes, borstiges Haar, reisen sehr frühzeitig (die Mädchen schon im 11. Jahre), sind wollüstig, gut müthig, ehrlich, faul, trunkliebend, leiden viel von Blattern u. venerischen Krankheiten, wohnen in Jurten, kleiden sich in Pelz mit einem wollenen Oberkleide, woran eine Kappe befestigt ist, od. zur Sommerszeit in Leinwand od. Tuch, putzen sich durch Kupferzeug od. rothe Lappen, nähren sich von Fischen u. Rennthierfleische (roh u. zubereitet), Beeren u. Schwämmen, beschäftigen sich mit Viehzucht (Rennthiere, wovon mancher 2000 Stück hat), Jagd, Fischerei, leben oft in Polygamie, glauben an ein gutes u. an ein böses Wesen, machen sich nur von den Untergottheiten (Sonne, Mond u.a.) Bilder, haben Priester (Tadibei), welche zugleich Ärzte sind, opfern Rennthiere, begraben ihre Todten in Rennthierhäute genäht in der Erde. Um auf dem Schnee fortzukommen, bedienen sie sich breiter Schuhe (Raketen). Der Regierung geben sie Zins an Pelzwerk. Sie zählen etwa 30,000 Mann.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.