Atomistisches System

Atomistisches System (Atomistische Schule), System von Leukippos (um 500 v. Ch.) begründet, vertheidigte die Bewegung u. die Mehrheit realer [903] Substanzen als vernunftmäßig. Materie ward in demselben als Vieles erklärt, in dessen Theilung man endlich auf etwas Untheilbares (Atomon) komme, als das Positive, Leere, Nichtreale, aber darum doch Wirkliche. Atome, Bewegung, leerer Raum sind hiernach die einfachen Principe dieses, nur körperliche Substanzen anerkennenden Systems; die Seele ist darnach nichts als ebenfalls ein Aggregat von (runden) Atomen. Mehr Ausbildung erhielt dies System durch Demokritos, noch mehr Verbreitung aber durch Epikuros, dessen Lehre Lucretius in seinem Lehrgedicht: de rerum natura. vorträgt. Nach ihr ist die ganze Welt nur ein Aggregat von Atomen u. kann, den Keim ihrer eigenen Zerstörung u. Vergänglichkeit in sich tragend, nicht als das Werk eines verständigen Urhebers angesehen werden; die Seele ist ein nur feinerer Körper in einem gröbern, aus Wärme, Luft, Hauch u. Empfindungsstoff zusammengesetzt u. mit dem (gröbern) Körper vergänglich. In späterer Zeit ist die Atomenlehre mit andern philosophischen Ansichten in mancherlei Art in Verbindung gebracht, u. so bald vertheidigt, bald bestritten worden. Besonders hob Gassendi, indem er den praktischen, auf Atheismus u. Immorabilität führenden Theil derselben aus den Grundlehren des Christenthums widerlegte, ihren theoretischen Theil so hervor, daß er die meisten Physiker seiner Zeit für sie gewann. Sehr verschieden gestaltet u. ohne eigenen Charakter war die Atomistik in der philosophischen Naturlehre des Descartes u. in der Leibnitzischen Monadenlehre, so daß selbst Platner den Atomismus als Gegensatz letzterer aufstellte. Versuch der neueren Zeit, die Natur atomistisch zu erklären, war die mechanische Physik von Lesage. Ihre Blößen sind bes. naturphilosophisch von Schelling beleuchtet worden.