- Becket
Becket, Thomas (gewöhnlich St. Thomas von Canterbury), geb. 1119 zu London, studirte zu Oxford, Paris u. Bologna die Gottes- u. Rechtsgelahrtheit, wurde 1154 Archidiakonus von Canterbury, 1157 Kanzler des Reichs u. 1162 Erzbischof von Canterbury; er ging seitdem von dem Weltleben zu asketischer Strenge über u. kam bald durch sein ernstes Wirken für die Freiheit der Kirche mit seinem früheren Gönner, dem König Heinrich II., in Händel. Über große, während seines Kanzleramts eingezogene Summen zur Rechenschaft gefordert, appellirte er an den Papst, ward aber deshalb des Hochverraths schuldig erklärt; er floh 1164 nach Frankreich, wo Ludwig VII. u. Papst Alexander III. ihn schützten, während Heinrich seine Güter einzog. Versöhnungsversuche, selbst des Papstes, scheiterten an der Unbiegsamkeit des, 1166 zum Legaten über England ernannten B., bis er, in Folge einen gefährlichen Krankheit des Königs, 1170 nach England zurückgerufen wurde. Eine Äußerung, welche der König wegen B-s fortdauernden Starrsinns über diesen gethan, ließen 4 Edelleute den Plan fassen, B. zu ermorden, u. sie erstachen ihn am Altare zu Canterbury. Päpstlicher Bann traf die Mörder u. ihre Mitschuldigen, Heinrich II. mußte sich endlich[470] reinigen, 200 Reiter in Palästina unterhalten, auf alle seine Reformen zur Mäßigung der Kirchengewalt Verzicht leisten u., nach dem B. 1174 kanonisirt worden war, an seinem Grabe zu Canterbury Buße thun. Dies Grab ward ein stark besuchter Wallfahrtsort. Tag: 29. December. Heinrich VIII. ließ 1333 seine Gebeine verbrennen u. 26 große Magen voll Gold u. Silber von seinem Grabe in den königlichen Schatz bringen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.