- Binden [2]
Binden (Fasciae, Chir.), 2–16 Ellen langes 2–4 Finger breite, am liebsten aus schon gebrauchter, doch hinlänglich fester, in Ermangelung derselben aus weich gemachter neuer, weder zu seiner, noch zu grober, nach der Länge der Fäden geschnittener, am Rande umstochener Leinwand, seltener aus Barchent, Flanell od. baumwollenem Zeuge, noch seltener aus Seide, Leder oder Gurt verfertigte, bandartige, auch gleich wie Band gewebte Verbandstücke, in ihnen sind alle drückenden Nähte zu meiden u. wo dies nicht möglich ist, müssen sie mit Hinterstichen gemacht u. nach außen vom Körper gebracht. Man hat gemeinschaftliche u. besondere B. A) Gemeinschaftliche B.: a) einfache (Roll-) B., die in 2 Enden (Köpfe) mit einem mittleren Theil (Grund), als zweiköpfige B., od. einfach aufgerollt werden, einköpfige eigentliche Roll-) B.; letztere werden mit ihrem offenen Ende angelegt, jene mit ihrem Grunde, u. nun werden dort beide Köpfe an beiden Seiten zugleich um das Glied herumgeführt, indem sie immer aus einer Hand in die andere gehen, hier der eine Kopf wiederholt um das Glied herumgezogen. Die Köpfe müssen dabei immer nach außen gewendet sein. Die Umziehungen (Touren) sind zirkelförmig, wenn eine auf die andere zu liegen kommt (Zirkel-B.); od. spiralförmig, so daß ein ganzes Glied damit bedeckt wird (Spiral-B., Hobelspän-B., Hobel-B.). Das feste Anliegen an dünner werdenden Stellen des Gliedes wird durch geschicktes Umschlagen der B. daselbst bewirkt (übergeschlagene B.), od. sie wird auch gekreuzt gemacht, bes. wo getrennte Theile in Verbindung gehalten werden sollen; verwerflich sind schlangenförmige Touren, welche Zwischenräume lassen (kriechende B. od. Schlangen-B.). Zuletzt wird die B. mit Stecknadeln, od., zumal eine große, mit Nadelstichen befestigt. Nach besonderen Zwecken der Anlage sind obige B. zugleich Contentiv-B., zusammenhaltend in gewöhnlichen Fällen, od. Expulsiv[797] -B. bei Hohlgeschwüren, Stichwunden, die nahe unter der Haut ihre Richtung nehmen, über einfache od. graduirte Compressen (s.d.) so angewendet, daß die Kanäle zusammengedrückt u. die Ansammlung von Flüssigkeiten verhütet wird. b) Zusammengesetzte, aus mehreren Stücken bestehende B. sind: die vereinigende B., durch welche verwundete Theile zusammengehalten werden sollen; meist eine zweiköpfige Roll-B., mit einem Spalt, durch den man den einen Kopf durchsteckt, um festeren Halt zu bewirken; Böttcher hat eine verbesserte angegeben, ohne Spalt mit angelegten Longuetten u. dann bloßes Umschlagen der Köpfe; die achtzehnköpfige B., aus 18 Köpfen bestehend; blätterförmige Bruch od. Psalter-B. für Beinbrüche, von der sich die vielköpfige B. blos dadurch unterscheidet, daß es auf die Zahl der einzelnen Köpfe, in welche ein Stück Leinwand durch, in dasselbe gemachte Einschnitte getheilt wird, nicht ankommt; sie wird da gebraucht, wo man ein Glied beim Abnehmen u. Wiederanlegen einer B. nicht gern stören will, wie bei complicirten Knochenbrüchen, auch Schenkelbrüchen überhaupt. Die T Binden in Form eines T, es giebt einfache u. doppelte; letztere mit einem verschiebbaren Stück; sie werden beide bes. bei Verletzungen des Beckens angewendet. B) Die besondern B. erhalten ihre Bezeichnung nach den Theilen, an welche sie angelegt werden u. bilden hiernach wieder eigene Klassen, so: als Kopf-, Augen-, Nasen-, Hals-, Schulter-, Trag-, Joch-, Skapulier-, Brust-, Leib-B.; od. nach ihren Erfindern, wie die Mütze des Hippokrates, B. des Galen, Brasdorssche u.a.; od. nach ihrer besonderen Gestalt, wie Stern- B., Steigbügel, Halfter od. Zaum, Schildkröte, Schleuder, Kahn, Panzerhandschuh u.a.; od. von dem besonderen Zwecke, wie Trage-, aufhebende B. (Suspensorium), einwichelnde B.; od. sie haben auch eigene Namen, wie Krebs, Sperber od. Habicht, Habichts-B., Kornähre; s.d.a.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.