Bodenstein [3]

Bodenstein [3]

Bodenstein, 1) Andreas Rudolf B., gewöhnlich Karlstadt, geb. um 1483 in Karlstadt in Franken, studirte in Rom, wurde 1504 Universitätslehrer in Wittenberg u. 1513 Prof. der Theologie u. Archidiakonus daselbst, nahm 1517 Luthers Lehre an u. betheiligte sich 1519 an der Disputation gegen Eck zu Leipzig. Während Luthers Aufenthalt trieb er das Reformationswerk mit stürmischem Eifer, namentlich gegen das Äußere der Kirchenverfassung, die Bilder in der Kirche (wodurch er den Bilderstreit [s.u. Reformation] erregte) etc. Mit Luthers Wiedererscheinen in Wittenberg wurde er ruhiger; aber 1524 ging er nach Orlamünde, wo die Pfarrei zu seinem Archidiakonate gehörte, u. begann hier sein früheres leidenschaftliches Reformiren wieder, u. als Luther in Jena öffentlich gegen ihn predigte, sagte sich B. ganz von ihm los. Deshalb u. weil er verdächtig war, mit Münzer in Verbindung zu stehen, wurde er aus Sachsen vertrieben u. nun begann er den Abendmahlsstreit, indem er sich in der Abendmahlslehre mehr zu der Ansicht der schweizerischen Reformatoren hinneigte. Erst nachdem er lange unstät umhergeirrt war, suchte er, in tiefes Elend versunken, Luthern wieder auf, gab demselben befriedigende Erklärung über seine Meinungsänderung u. erhielt zu Segrena bei Wittenberg einen Zufluchtsort, wo er eine kleine Wirthschaft betrieb. Bald wieder rückfällig geworden u. mit Schwärmern in Verbindung getreten, verließ er Segrena, ging nach längerem Umherstreifen zu Zwingli nach Zürich, wurde Pfarrer zu Altstetten im Rheinthale, 1530 Diakonus in Zürich u. 1534 Professor der Theologie in Basel, wo er 1541 st. Er schr.: De utraque specie coenae; De pontifice romano u.a.m.; Lebensbeschreibung B-s von E. F. Jäger, Stuttg. 1856. 2) Adam, Sohn des Vorigen, geb. 1528 in Karlstadt; Arzt u. Paracelsist, lebte in Basel u. st. hier 1577. Er übersetzte mehrere Schriften des Theophr. Paracelsus deutsch, u. schrieb ein Wörterbuch der eigenen Ausdrücke desselben (Onomasticon, Basel 1547); Kleine Schriften, Basel 1581, Fol.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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