Borkenkäfer

Borkenkäfer

Borkenkäfer (Bostrichini, Scolytarii), Zunft der Holzkäfer, Fühler 8-–10- (auch 2-) gliederig, mit großer, blätteriger Kolbe, Leib walzig, Kopf kugelförmig, tief eingesenkt, Oberkiefern stark, Zehen sgliederig. Die (meist 6füßigen) Larven leben im Holze od. Bast, meist der Nadelbäume durchgraben u. verderben sie. Diese Zunft, aus Dermestes L. u. Bostrichus Fabr. gebildet, ist wieder getheilt in: A) Trugkäfer (Bostrichus Geoffr.), die 3 letzten Fühlerglieder bilden eine geblätterte Keule. Leib ist cylinderisch, dazu die Untergattungen: a) Bostr. Oliv. Apate (Inodendron Fabr.), Leib cylinderisch, Kopf rund, tief in das Halsschild eingesenkt, Unterkiefer zweilappig; Art: Capuzkäfer. s. unt. q; b) Splintkäfer (Psoa Fabr.), Leib länger als bei a), Halsschild niedergedrückt, fast viereckig; Art: P. viennensis, schwarz, Flügeldecken rostroth; c) auch wohl die Gattungen Cis u. Nemosoma, s.u. Holzkäfer. B) Holzverderber (Hyinrgus.Fabr.), die 10gliederigen Fühler kürzer od. nur so lang als der Kopf, Knopf wenigstensgliederig, Leib länglich cylinderisch; getheilt in die Untergattungen: a) Hylurgus Latr., Fühlerknopf eiförmig halbkugelig, vorletztes Fußglied gespalten; Art: H. ligniperda, schwärzlich, haarig, unter der Rinde des Nadelholzes; Fichten-B. (s. unten e); b) Eigentlicher B. (Tomicus Latr., Bostr. Fabr., Scolytus Oliv.), Fühler seitlich, Fühlerknopf fängt beim 7. Glied an, Kopf fast rund, Halsschild bildet eine Art Haube; Arten: Gemeiner B., Kiefern-B., Zweizähniger B., Kupferstecher, Zeichner, Zottiger B. (s.d. unt. a), b), f), g), h); c) Plattschenkel (Platypus Latr.), Fühlerknopf 5gliederig, zusammengedrückt, Fußglieder ganz; Art: Cylindrischer B. (Pl. cylindricus), braunschwarz, haarig, Beine ziegelroth; in der Eiche. C) Stutzbauchkäfer (Hylesinus Fabr.), die 10gliederigen Fühler sind länger als der Kopf, Knopf 2gliederig; getheilt in die Untergattung: a) Hylesinus, Fühlerkolbe vorn spitzig; Art: Eschen-B. (s. unten o), H. crenatus; b) Scolytus, Fühlerkolbe vorn breiter; Art: Kolben-B. (s. unt. k). D) Bastkäfer (Phloiotribus Latr.), Fühlerknopf hat 3 Blättchen; Art: Olivenkäfer (Phl. Oleae), in Ölbäumen. E) Hakenkäfer (Paussus Fabr.), Fühler mit 2 Gliedern, letztes sehr groß, Körper länglich, viereckig, flach; Art: Kleinköpfiger (P. microcephalus), Großköpfiger (P. bucephalus), als eigene Gattung Hylotomus (Dalman) aufgestellt; Cerapterus, Fühlerkolbe 10gliederig; Art: Maccteyi aus Neuholland, diese u. die vorige Gattung bilden die Familie Paussili Latr. – Bes. schädliche Forstinsecten sind folgende: a) Gemeiner B. (B. typographus Fabr., Tomicus t. Latr., Hylurgus t.), Käfer: schwärzlich behaart, 2–21/4 Linien lang, 1–11/4 Linie breit, hohlpunktirte Flügeldecken, hinten vier- bis fünfmal unregelmäßig gezähnt; Larve: 3 Linien lang, weiß mit gelblichem Kopf, 6 Füße; Nymphe: gelblich; Aufenthalt: bes. in Fichtenwaldungen, geht meist in kranke Bäume od. gefälltes Holz, fliegt vom Mai bis October. Die Begattung geschieht an den Bäumen, die ihren Larven zur Nahrung dienen sollen; das Männchen stirbt bald, nachdem es dem Weibchen erst den Eingangskanal hat graben helfen. In 1_–4 Zoll lange Rinnen in der Safthaut der Fichten legt das Weibchen in 20 Tagen 60 Eier ab, kriecht aus dem Baum heraus u. stirbt bald darauf; die Larve kriecht nach 14 Tagen aus, frißt nach der Seite hin sich ein u. durchwühlt die Safthaut in allerlei geschlängelten Gängen, wobei oft mehrere Familien in einem Baume wohnen, ohne daß sie sich einander hindern. Die ausgewachsenen Larven verpuppen sich in einer weiten Höhle in der Safthaut;[97] in 8 Wochen vollenden sie vom Ei bis zum Käfer ihre Verwandelungsstufen u. fliegen dann aus. Gewöhnlich erfolgen in einem Sommer zwei Generationen; in trockenen, warmen Sommern vermehren sie sich außerordentlich u. werden dadurch äußerst schädlich; feuchte, kühle Sommer, Nässe u. Frost im Herbst u. Winter verderben u. vermindern sie. Der Schaden, den diese Insecten anrichten, ist unbeschreiblich u. das Beispiel der deutschen Fichtenwaldungen, welche durch ihren Fraß in kurzer Zeit abgestorben sind, machen die schleunigsten u. kräftigsten Vorbauungs- (Schonung der sich davon nährenden Vögelarten, regelmäßige Waldwirthschaft, Wegschaffung des kranken u. gefällten Holzes, Roden der Baumstöcke) u. Vertilgungsmittel (schnelles Niederhauen der angegriffenen u. vom Wind geschobenen Bäume u. Entrinden des gefällten Holzes) nöthig. b) Kiefern-B. (B. pinastri, Tomicus p.), Käfer: 3–31/2 Linien lang, 11/2 Linie breit, rostbraun; Larve: 3–4 Linien lang, weiß mit rothbraunem Kopf; Nymphe, wie vorige; Aufenthalt: in gesunden, kranken u. gehauenen Kiefern; alles Übrige mit den Vorigen gemein, nur nicht so verheerend. c) Lerchen-B. (B. laricis), Käfer: 13/4 Linie lang, schwarz; Larve: milchweiß; Puppe: rostgelb; Aufenthalt: unter der Rinde des Lerchenbaums, wo er große Zerstörungen anrichtet. d) Tannen-B. (B. abietiperda), Käfer: 11/4 bis 11/2 Linie lang, 1/2 Linie breit, schwarz, ohne ausgefressene Flügeldecken; Larve: der von a) ähnlich; Puppe: gelbweiß; Aufenthalt: in Weißtannen mittleren Alters; hat sich schon sehr schädlich gezeigt. e) Fichten-B. (Fichtenzerstörer, B. piniperda, Hylurgus p.), Käfer: 3 Lin. lang, 3/4 Lin. breit, glänzend schwarz; Flügeldecken: unausgefressen; Larve: milchweiß mit rostgelbem Kopf; Puppe: wie von a); Aufenthalt: während seiner Verwandelungsperioden unter der Rinde kranker u. gefällter Fichten, Kiefern u. Tannen, als Käfer in den jungen Trieben der 10–30jährigen Kiefern, deren Marksäule er ausfrißt; Fortpflanzung wie bei a). In Gemeinschaft mit B. a), beschleunigt er die Zerstörung der Fichtenwälder; am schädlichsten wird er aber durch das Zerstören des Marks der Kiefernzweige; Wegschneiden der angegriffenen Zweige setzt seinen Verheerungen Grenzen. Folgende B. sind weniger schädliche Waldinsecten: f) Zweizähniger B. (B. bidens. Tomicus b.), 1 Linie lang, schwarzbraun, der Käfer fliegt im Julius u. die Larve lebt in der Rinde der Kiefernstöcke; g) Kupferstecher-B. (B. chalcographus, Tomicus ch.), 1 Linie lang, behaart, schwarz; Käfer u. Made in anbrüchigen u. gefällten Fichten u. Tannen; h) Zeichner-B. (B. polygraphus, Tomicus p.), 11/4 Linie lang, haarig, braunröthlich; in gefällten jungen Fichten u. Tannen; i) Buckeliger B. (B. thoracicus), 2 Linien lang, glatt, schwarz, unter der Rinde der Fichten u. Kiefern; k) Kolben-B. (B. scolytus, Hylesinus sc. Fabr., Scolytus destructor Oliv.), 21/2 Linien lang, glatt, schwärzlich; zwischen Rinde u. Splint abgestorbener u. gefällter Fichten, Tannen u. Ulmen; l) Zottiger B. (B. villosus, Tomicus v.), 13/4 Linien lang, zottig, pechbraun; die Larve lebt unter der Rinde der Nadelhölzer; m) Weichhaariger B. (B. pubescens), 11/4 Linie lang, weichhaarig, matt schwarz; unter der Rinde der Tannen u. Fichten; n) Kurzleibiger B. (B. brevis), 11/4 Lin. lang, haarig wie bestaubt, schwarz; lebt unter der Kiefernrinde; o) Eschen-B. (B. fraxini, Hylesinus tr.), 11/2 Linie lang, haarig, gelblich braun gefleckt; in gefällten u. anbrüchigen jungen Eschen findet er sich oft in ungeheurer Menge; p) Apfel-B. (H. mali), 2 Linien lang, 3/4 Linie breit, glatt u. schwarz; bewohnt als Made die Aste u. Zweige der Apfelbäume u. gräbt Gänge in die Basthaut der Rinde; q) Capuz-B. (B. capucin, Apate c. Fabr.), 4_–5 Linien lang, 2 Linien breit, schwarz mit rothen Flügeldecken; Larve 1/2 Linie lang, schmutzig weiß, braunköpfig; er zerstört die Eichstöcke u. Pfähle u. lebt auch unter der Rinde abgestorbener Eichen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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