- Central-Amerika [2]
Central-Amerika (Gesch). Die Ostküste des Lgndes entdeckte Columbus schon 1502, die Westküste H. Ponce 1516. 1524 unterwarf der Spanier Pedro de Alvarado die Indianer u. gründete an der Stelle der alten Hauptstadt Ututlan das neue S. Jago de los Caballeros de Guatemala; er selbst wurde 1527 der erste Generalcapitán daselbst Von hier aus eroberten die Spanier das Land bis an die Landenge Panama; auf der Moskitoküste wußten sich die Indianer frei zu erhalten; der Bezirk von Peten wurde erst 1697 unterworfen. Das ganze etwa 9606 QM. umfassende Land wurde Generalcapitanie u. von einem spanischen Statthalter verwalten; seit 1796 zerfiel es in vier Intendanzen, Leon, Chiapa, Comagagua u. S Salvador. Im Laufe von 3 Jahrhunderten kam das Land mit seinen aus Weißen, Indianern u. Mestizen bestehenden Bewohnern weder in politischer, noch in wirthschaftlicher Beziehung bedeutend vorwärts, da es vom Mutterlande so gut wie gar keine Unterstützung fand. Die ersten Regungen des Verlangens nach Unabhängigkeit vom Mutterlande, dessen Statthalter sich durch Bedrückungen unbeliebt gemacht hatten, fanden im Jahre 1811 statt. Die Insurrection, von S. Salvador ausgehend, verbreitete sich rasch über das ganze Land, wurde aber von dem energischen Gouverneur Don Jori Bustamente y Guerra unterdrückt. Die Schwäche der folgenden Gouverneure machte es möglich, daß im Sept. 1821 durch eine unblutige Revolution die spanische Herrschaft in C. ihr Ende erreichte; am 15. Dec. 1821 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung C-s. In Guatemala wurde eine provisorische Regierung eingesetzt, die zwischen der Anschließung an Mexico. Columbia u. an die Vereinigten Staaten von Nordamerika schwankte. 1822 versammelte sich eine Constituirende Versammlung für die Provinzen Guatemala, Honduras, S. Salvador, Nicaragua u. Costa-Rica, welche am 1. Juli 1823 das ehemalige Vicekönigreich Guatemala unter dem Namen Vereinigte Staaten von Mittel- od. Central-Amerika für unabhängig erklärte u. sich eine Verfassung gab. Der erste Präsident war Pedro Molina, Guatemgla war die Residenz- u. Bundesstadt. Auf Molina folgte Ende 1824 Don Manuel Jose Arco u. der Vicepräsident Mariano Petromena. Am 20. Aug. 1824 wurde die Republik auch von Mexico anerkannt. Am 5. März 1825 trat der 1. Congreß zusammen, er bestand aus 4 Senatoren u. 42 Deputirten. Jede der Provinzen (damals außer den fünf bestehenden noch Chiupa u. Quesaltenango) nahm eine eigene Verfassung u. Regierung, unter der Bedingung, daß die Constitutionen der einzelnen Staaten Nichts genehmigen sollten, was der allgemeinen Constitution entgegen sei; mit Columbien wurde ein Freundschafts- u. Handelstractat abgeschlossen. Im Inneren des Landes schienen Anfangs so wenig, als im Congresse, Parteiungen zu herrschen; als aber der Congreß die Steuerfreiheit der Privilegirten aufhob, traten die dadurch in ihren Interessen verletzten reicheren Grundbesitzer, der Clerus u. die Altspanier, zu einer Partei zusammen, der gegenüber sich die demokratischen Elemente der Bevölkerung gleichfalls eine festere u. geschlossenere Stellung einnahmen. Aristokratische Emissäre gingen nach Mexico, um Guatemalas Vereinigung mit dieser Republik zu betreiben, während sich der mexicanische Bezirk Tapacucha von diesem Staate lossagte u. mit C.-A. vereinigt sein wollte. Am 25. Dec. 1825 schloß der Congreß seine Sitzungen: die Constitution von 1824 war angenommen, der Staatsschatz begründet, Einnahme u. Ausgabe geordnet, die Kriegsmacht auf eine ansehnliche Stärke gebracht u. zur Hebung des Handels u. der Industrie zweckmäßige Maßregeln getroffen worden. Auch der 2. Congreß (1826) ging ruhig vorüber, doch brach im Octbr. 1826 in der Provinz Quesaltenango eine Empörung aus[812] die Empörer wurden zwar geschlagen, aber dennoch dauerten die Unruhen dort fort, u. als auch der Staat Honduras sich auflöste u. der von Nicaragua durch Factionen zerrissen der allgemeinen Regierung den Gehorsam aufkündigte, berief der Präsident im November einen außerordentlichen Congreß u. zog Truppen zum Schutze der Hauptstadt zusammen. Auf diesem Congreß zeigte aber die demokratische Partei, an deren Spitze der General Morazan in S. Salvador stand, ein solches Übergewicht, daß der Präsident Arco es gerathen fand, die Versammlung aufzulösen. In Folge dessen bildete sich zwischen S. Salvador u. Guatemala, welches letztere als Sitz der aristokratischen Partei angesehen wurde, ein feindseliges Verhältniß aus. Die Uneinigkeit herrschte 1827 fort, u. es kam zu einem förmlichen Kriege, in welchem der Präsident von General Morazan bei Apopa u. Santa Anna geschlagen u. in der Hauptstadt bedroht wurde. Nach einem kurzen, im Juni 1828 abgeschlossenen, aber nicht gehaltenen Waffenstillstande begann der Bürgerkrieg von Neuem. Im Januar 1829 belagerte der General Morazan die Hauptstadt Guatemala, die sich 13. April übergeben mußte Morazan ließ den Präsidenten, Vicepräsidenten, die Minister u. gegen 80 ihrer Anhänger verhaften u. ernannte den Don Jos. Francesco zum provisorischen Präsidenten. Die Verhafteten wurden meist verbannt u. mit ihnen eine Menge Mönche u. Altspanier, welche die aristokratische Herrschaft begünstigt. General Morazan zum Präsidenten erwählt, bemühte sich, neue Handelsverbindungen zu eröffnen, gewährte den Fremden gleiche Rechte mit den Einwohnern, wodurch der Handel bedeutend gefördert wurde, u. suchte die traurigen Verhältnisse des Landes so viel wie möglich zu verbessern; doch gelang es ihm nicht, die Regierung zu centralisiren u. das lockere Band, welches die einzelnen Föderativstaaten zusammenhielt, fester anzuziehen. Zwar wurde die Insurrection, welche 1832 ausbrach, bald gedämpft, u. Nicaragua u. Honduras, welche sich 1833 separirt hatten, traten dem Föderativstaate später wieder bei, aber die Unruhen u. Zerwürfnisse im Innern erneuten sich von Jahr zu Jahr, genährt durch die Feindschaft der verschiedenen Racen (der Weißen, Indianer u. Mischlinge). Die völlige Auflösung des Bundesstaates bereitete sich 1838 vor, wo der Mestize Carrera an der Spitze räuberischer Indianerhausen u. Ladinos plündernd u. verwüstend bald in diese, bald in jene Gegenden der Union einbrach. Sein Anhang vermehrte sich so sehr, daß er bald eine Rolle als politischer Parteiführer spielen u. den Sturz Morazans herbeiführen konnte; dieser erfolgte 1839, wo sich die Unionin die selbständigen Staaten Guatemala, Costa-Rica, Nicaragua, Honduras u. S. Salvador auflöste. Zwar versuchte Morazan mit Gewalt den Föderativstaat wieder herzustellen u. sammelte 1842 in Costa-Rica eine Truppenmacht, wurde aber von den Insurgenten umzingelt, auf der Flucht gefangen genommen u. am 15. Septbr. erschossen. Ein neuer Unionsvertrag zwischen den Staaten C.-A-s, mit Ausnahme Costa-Rica's, kam am 7. Octbr. 1842 zu Stande, wurde aber schon im Febr. 1845 wieder aufgehoben. Die fernere Geschichte s. unter den einzelnen Staaten Costa-Rica, Guatemala, Honduras, Nicaragua u. S. Salvador.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.