- Dahlmann
Dahlmann, Friedrich Christoph, geb. 17. Mai 1785 in Wismar, studirte in Kopenhagen u. Halle, habilliirte sich 1811 in Kopenhagen als Privatdocent der Philologie, wurde 1813 außerordentlicher Professor der Geschichte in Kiel, 1815 Secretär der fortwährenden Deputation der schleswig-holsteinischen Prälaten u. Ritterschaft u. machte als solcher in deren Namen u. Auftrag eine Eingabe zu Erlangung einer Constitution; 1829 wurde er Professor der Staatswissenschaften in Göttingen u. 1831 Mitglied des Comité zur Ausarbeitung des Entwurfs einer neuen Constitution für Hannover, wohnte dem constituirenden Landtage 1831 als Deputirter der Universität Göttingen bei, wo er meist die Ansichten der Regierung vertheidigte, hatte 1833 den wesentlichsten Antheil am Entwurf der neuen hannöverschen Verfassung u. arbeitete 1835 ein neues Hausgesetz aus. Nach Aufhebung des Staatsgrundgesetzes von 1833 aber redigirte u. unterzeichnete er die, von den 7 Göttinger Professoren ausgehende Protestation vom 18. November 1837, wurde deshalb seiner Stelle entsetzt u. begab sich nach Leipzig, von da 1838 nach Jena u. wurde 1842 Professor der Staatswissenschaften u. Deutschen Geschichte in Bonn. 1848 gehörte er, von Preußen geschickt, zu den 17 Vertrauensmännern beim Bundestage; war nachher Mitglied der Nationalversammlung u. gehörte hier zu der erbkaiserlichen Partei. Bei dem Berichte über den Waffenstillstand mit Dänemark, den er erstattete, drang er mit seinem Votum auf Sistirung desselben durch, u. als darüber das Reichsministerium seine Entlassung gab, wurde D. mit Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt, welches er aber nicht zu Stande brachte. Er nahm 1849 an der Gothaer Versammlung Theil u. war Mitglied der ersten preußischen Kammer u. des Staatenhauses in Erfurt. Er schr.: Primordia et successus veteris comoediae Atheniensium, Hannov. 1811; Sammlung der wichtigsten Actenstücke, die gemeinsamen Angelegenheiten des Corps der schleswig-holsteinischen. Prälaten- u. Ritterschaft betreffend, Kiel 1815–19; Urkundliche Darstellung des dem holsteinischen Landtage zustehenden Steuerbewilligungsrechts, ebd. 1819; Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte, Altona 1822 f., 2 Bde.; gab heraus die Chronik von Dithmarsen, Kiel 1827, 2 Bde.; Quellenkunde der deutschen Geschichte, Gött. 1830, 2. A. 1838; Die Politik auf den Grund u. das Maß der gegebenen Zustände zurückgeführt, ebd. 1835–48, 2 Bde., 1. Bd. 3. Aufl. 1847; Geschichte Dänemarks, Hamb. u. Gotha 1840–44, 3 Bde.; Geschichte der Englischen Revolution, Lpz. 1843, 4. Aufl. ebd. 1853 (englisch Frankf. 1845); Geschichte[647] der Französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik, Lpz. 1845, 2. Aufl. ebd. 1855.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.