- Dodōna
Dodōna (a. Geogr.), Stadt in Molossis (Epiros), nach Dodōnos, Sohn der Europa, od. nach Dodōne, Tochter des Zeus u. der Europa genannt, auf welchem auch die heilige Quelle Anapauomene (die gegen Mittag bis zum Vertrocknen ab- u. dann wiederzunahm), lag am Berge Tomaros (Temaros), u. wahrscheinlich an der Südseite des Sees Pambotes (j. See von Joannina), wo sich noch bedeutende Ruinen befinden. Es hatte einen uralten Tempel des Zeus (daher dessen Beiname Dodonäos), auf dem Tomaros. Dieser Tempel sollte von Deukalion errichtet sein, zu welchem eine aus dem Orakel zu Theben in Ägypten entführte Priesterin od. eine entflohene schwarze Taube kam, sich hier auf einer Eiche od. Buche niederließ u. den Priestern gebot, ein Orakel zu stiften. Das Dodonische Orakel war das älteste in Griechenland u. stand in sehr ausgebreitetem Rufe. In dem reichen u. prächtigen Tempel waren 2 Säulen, an deren einer ein ehernes Becken (Dodonäisches Erz), auf der andern ein Kinderbild mit einer aus 3 kleinen Metallketten verfertigten Peitsche stand Ging der Wind, so schlugen die Ketten unaufhörlich auf das Gefäß u. brachten[213] lang nachhallende Töne hervor, aus denen Orakel gebildet wurden; doch konnte man auch durch Anfassen des Erzes einen Ton zum Orakel entlocken. Das eigentliche Orakel war in dem benachbarten Haine, die heilige Eiche, auf welcher eine goldene Taube saß, die mit den Kränzen behangen war, welche die Orakel Holenden daran aufhängten; an der Wurzel lag die Axt des Hellos, weil ein Holzhauer das Orakel entdeckt hatte. Von den Fragenden opferte Einer, während der Andere seine Frage dem Orakel vorlegte. Auch hier stieg, wie in Delphi, aus der Erde ein betäubender Dunst auf. Den Baum umgab während der Orakelfeierlichkeit ein Chor von Ägyptiern. Die Priester bei dem Orakel waren die schon früher bei dem Zeusdienste hier fungirenden Selloi (Helloi) od. Tomuri (Tomari), die mit ungewaschenen Füßen gingen, auf bloßer Erde schliefen u. sehr enthaltsam lebten. Zur Besorgung des Orakels gehörten 6 Hypophetä u. 3 Weiber (Dodonĭdes od. Peleiades, mit Bezug auf die Gründung des Orakels durch eine Taube). Das Orakel verlor sein Ansehen schon seit der Entstehung des Delphischen, wurde aber auch dann noch, bes. von den Ätolern, Akarnanen u. Epiroten befragt; zugleich verstummte es seit der Verbreitung des Christenthums; D. selbst wurde der Sitz eines Bischofs. Außer Zeus wurde zu D. auch Artemis verehrt. Vgl. Gronov, Exercitationes acad. ad fragm. Stephani de Dodone, Leyden 1681; Cordes, De oraculo Dodonaeo, Gött. 1826.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.