Dudley [2]

Dudley [2]

Dudley (spr. Döddli), englische Familie, deren Name von der Familie Sommerie im 15. Jahrh. auf die Sutton u. von diesen 1643 auf die Ward überging. Bekannt sind: 1) Edmund, geb. 1462, war englischer Staatsminister unter Heinrich VII. u. wurde auf das Andrängen des Volks, welches ihn bitter haßte, 1510 enthauptet, 2) John, Sohn des Vorigen, geb. 1502; erhielt seines Vaters Güter wieder, zeichnete sich als Soldat aus, bemächtigte sich bei der Kirchenverbesserung einer Menge Ländereien der Geistlichen u. wurde von Heinrich VIII. zum Viscount Lisle u. Großadmiral ernannt; später Günstling Eduards VI., wurde er 1547 Graf von Warwick u. 1551 Herzog von Northumberland. Er stürzte den Herzog von Somerset, seinen Nebenbuhler, u. bewirkte dessen Hinrichtung, eben so war er Ursache von der Verheirathung seines Sohnes Guilford D. mit Johanne Grey u. der Bestimmung, daß Letztere mit Übergehung der königlichen Schwestern, Maria u. Elisabeth, nach Eduards VI. Tode den Thron besteigen sollte. Er benahm sich jedoch bei dem Versuche, die Ansprüche seiner Schwiegertochter zu verfechten, schwach u. inconsequent, wurde überwunden u. 1553 hingerichtet. 3) Robert, Graf von Leicester, Sohn des Vorigen, geb. 1531; in den Sturz seines Vaters verwickelt, wurde er doch 1554 wieder befreit, stieg als erklärter Günstling der Königin Elisabeth zu den höchsten Würden, wurde Großstallmeister, geheimer Rath u. Herr von Kenilworth, Denbigh u. Chirk u. Graf von Leicester, u. strebte nach der Hand der Königin. Da er jedoch verheirathet war, so konnte dieser Plan nicht ausgeführt werden; jedoch scheint er an dem Tod seiner Gemahlin, 1560, nicht ganz unschuldig gewesen zu sein. Später war er heimlich an Lady Douglas Howard, die er den Eduard Stafford zu heirathen zwang, u. an die Lady Essex, deren Gemahl er, wie es hieß, vorher heimlich hatte vergiften lassen, verheirathet; letztere Heirath erfuhr Elisabeth, u. obgleich sie Anfangs sehr erzürnt war, so ließ sie sich doch durch den Herzog von Sussex zur Verzeihung bewegen. (Jene 2. Ehe, die Umstände, die man sich über den Tod seiner 1 Gattin erzählt, u. die der Königin Elisabeth gegebnen Feste hat Walter Scott zu seinem Roman Kenilworth benutzt). Die Königin schenkte D. bald von Neuem ihre volle Gunst u. ließ eine gegen ihn erschienene Anklage landesverrätherischer Absichten vom Staatsrath widerlegen. Gegen Maria Stuart zeigte er sich feindlich, angeblich weil sie seine ihr angetragene Hand ausgeschlagen habe. Von Elisabeth 1569 mit einem Heere zur Unterstützung der Protestanten nach den Niederlanden geschickt, konnte er dem Herzog von Parma nicht widerstehen; nicht glücklicher war er bei einem 2. Zuge nach Flandern; 1588 wurde er Befehlshaber der Armee, welche London gegen die spanische Armada vertheidigen sollte. Er st. 1588 auf seinem Landgut Cornbury. Bis zum letzten Augenblick besaß er die Gunst seiner Königin. 4) Sir Robert, Sohn des Vorigen u. der Lady Sheffield, geb. 1573 zu Sheen in Surreyshire; erhielt, obgleich sein Vater jene Ehe u. ihn als Sohn nie anerkannt hatte, nach seines Oheims Ambrosius Tode, doch dessen Güter u. unternahm 1594 eine Reise in die Südsee; hierzu hatte er einen Reiseurlaub von 3 Jahren erhalten; noch vor Ablauf desselben rief man ihn jedoch nach England zurück. Da aber auf Grund der Unerweisbarkeit seiner legitimen Abkunft seine Güter von Jakob I. confiscirt wurden, zog er es vor, sich an den Florentiner Hof zu begeben, wo er seine umfassenden technischen, namentlich nautischen Kenntnisse zur Geltung brachte. Er wurde zum Kammerherrn der Großherzogin u. vom deutschen Kaiser zum Reichsfürsten ernannt. In Italien ließ er die Moräste zwischen Pisa u. dem Meere austrocknen, legte den Grund zur Blüthe Livornos, welche Stadt auf seinen Antrieb zum Freihafen erklärt u. mit einem neuen Molo versehen wurde, u. stark 1639 in Florenz; er schr.: Dell arcano del mare, Flor. 1630, 3 Aufl. 1661, 2 Bde., Fol. Der älteste seiner natürlichen Söhne, 5) Charles D., nahm nach dem Tode des Vaters den Titel Herzog von Northumberland an. Seine rechtmäßige Gattin, Alice, von der er keine Kinder hatte, wurde 1644 in England als Herzogin von D. anerkannt. Der Titel Lord D. u. die mit demselben verbundenen Güter kamen 1643, da von dem Stammvater der D-s, John Sutton, keine männliche Nachkommen vorhanden waren, durch Verheirathung von Frances D. mit Humble Ward, an diesen, welcher, ursprünglich Goldschmied, von Karl I. 1644 zum Baron Ward erhoben wurde. Von diesem stammt 6) John William Ward, Graf v. D., geb. 9. Aug. 1781. Er war 1802 für Downton Mitglied des Unterhauses, schloß sich der liberal-conservativen Partei an u. wurde einer ihrer vorzüglichsten Redner. Seit 1823 im Besitz des Titels seines Vaters, Viscount D., trat er 1827 als Staatssecretär für die auswärtigen Angelegenheiten in das Ministerium Canning u. wurde in demselben Jahre zum Earl erhoben. Als Wellington in das Cabinet eintrat, legte er sein Amt 1828 nieder u. zog sich ins Privatleben zurück. Er starb 6. März 1833 ohne Nachkommen, u. somit erlosch der Titel D., während die Güter u. die Baronie Ward an einen entfernten Seitenverwandten des letzten D., William Humble Ward, übergingen. 7) Thomas, geb. 1574 in Northampton, Soldat, dann Schwärmer; ging 1630 nach Nordamerika, wo er Stifter u. Statthalter der Colonie Massachusetts wurde; st. 1653 in Roxburg.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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