- Echo [2]
Echo, 1) (Phys.), Schall, der während seiner Verbreitung durch eine in gehöriger Entfernung vom Urschall befindliche Fläche reflectirt u. als ein neuer zweiter, dem Urschall sehr ähnlicher Schall zum Ohr zurückgeführt wird. Es entspricht der Reflexion der Lichtstrahlen von Spiegelflächen, doch nur theilweise. Meist ist eine dem schallenden Körper entgegengesetzte Fläche eines harten Körpers, z.B. eine Mauer, die Ursache, bisweilen jedoch auch eine plötzliche Erweiterung des den Schall fortpflanzenden Mittels, z.B. in Hohlwegen. Man unterscheidet beim E. den phonischen Mittelpunkt, wo sich der Hörende hinstellen muß, vom phonokamptischen, dem Orte, wo der Schall reflectirt wird. Bedingung eines E-s ist eine gewisse Entfernung des schallenden Körpers von einer Stelle, von wo aus das E. sich bildet. Der Schall bedarf zu seiner Verbreitung, auf etwa 1040 Par. Fuß, eine Secunde Zeit. In einer Secunde können aber höchstens nur neun Sylben als verschiedene unterschieden werden, folglich wird ein E., dessen reflectirende Fläche 520 Fuß entfernt ist, höchstens neun Sylben wiederholen. Ist der Gegenstand, von dem aus ein E. sich bilden kann, nicht wenigstens 65 Fuß weit vom schallenden Körper entfernt, so fließt das E. als bloßer Nachhall mit dem Vorhall zusammen. Das Grabmal der Metella auf Sicilien gibt einen ganzen Hexameter, u. da man etwa 21/2 Secunde braucht, um einen solchen auszusprechen, so muß man auf 1500 Fuß Entfernung rechnen. Das E. ist ein fach od. mehrfach, letzteres, wenn die Zurückkehr von mehreren Punkten von ungleicher Entfernung aus erfolgt. Jedes folgende E. wird in der Regel schwächer, es müßte denn ein solches von mehreren Gegenständen aus, die in gleicher Entfernung von dem Ohr sind, in demselben Momente zurückkommen. E-s von 10–12maliger Wiederholung sind nicht selten. Das merkwürdigste ist das in der Villa Simonetta bei Mailand, das ein Wort 24–30 Male, ja bei starkem Schalle 56 Male wiederholt. Ein anderes in Genefay bei Rouen läuft schräg, so daß die Person, welche singt, das E. nicht hört, während an einem anderen Punkte stehende Personen blos das E., an einem dritten E. u. Hauptstimme hören, zugleich hören die einen den Ton von der linken, die anderen von der rechten Seite. Das E. zu Roseneath in der Grafschaft Argyle gibt 8–10 Trompetentöne, schweigt dann einige Zeit u. wiederholt dann das Stück noch zweimal, doch immer schwächer als vorher. E-s von so entfernten Orten her, daß die Zwischenzeit ausreicht, um mehrere Sylben auszusprechen, die es dann deutlich wiederholt, nennt man mehrsylbige; vgl. Adersbacher Felsen; 2) (Poet.), eine zum Buchstabenklange gehörende Künstelei, indem man eine Frage durch Wiederholung der letzten Sylben beantwortet, od. auch in einen geäußerten Gedanken durch eine ähnliche Wiederholung einstimmt; dem Spiele des E-s in der Natur gleich; z.B. Quisnam est clamor? Amor. Quisnam tantus furor? Uror. Wirst Du mich trösten u. sonst keine? Eine! 3) (Mus.), Tonstück, worin hin u. wieder kurze Einschnitte od. die Endsätze der Absätze u. Tonschlüsse, von demselben od. einem anderen Instrumente ganz leise, als gäbe sie das E. wieder, wiederholt werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.