Ekliptik

Ekliptik

Ekliptik (v. gr.), 1) größter Kreis am Himmelsgewölbe, in welchem sich die Sonne jährlich von W. nach O. zu bewegen scheint; eigentlich aber 2) die Bahn der Erde in ihrem jährlichen Umlauf um die Sonne. Der Äquator wird von ihr in zwei einander gegenüberliegenden Punkten, in einem Winkel von 23° 27' 32'' durchschnitten. Diese beiden Schneidungspunkte, in denen sich die Sonne beim Frühlings- u. Herbstanfang befindet, heißen Äquinoctial- od. Nachtgleichenpunkte, die zwischen ihnen in der Mitte liegenden Punkte der E., in denen die Sonne ihren größten Abstand vom Äquator erreicht, die Solstitial- od. Wendepunkte. Die Neigung der E. gegen den Äquator (Schiefe der E.) nimmt allmälig ab; die Secularabnahme beträgt nach den neuesten Untersuchungen 48,37 Secunden; der vorhin genannte Werth entspricht dem Jahre 1850; sie wird aber während jeder 18jährigen Periode der Mondknoten (durch die Nutation) ungleich, nämlich 9 Jahre lang erhöht, 9 Jahre lang vermindert, so daß sie sogar in eine Zunahme übergeht, indem der größte Unterschied 18 Secunden beträgt, u. man unterscheidet darnach die mitllere von der jährlichen E. Wäre diese Abnahme eine fortgehende, so würde die E. endlich (nach Berechnung in 140,800 Jahren) mit dem Äquator zusammenfallen; sie hat aber ihre Grenzen. Die Schiefe der E. schwankt überhaupt zwischen den Grenzen von 21° u. 28° auf u. ab u. erreicht in ungleichen Perioden verschiedene Maxima u. Minima. Nach Lagrange hatte sie 29,400 v. Chr. ihren größten Werth von 27° 31', 14,400 v. Chr. ihren kleinsten von 21° 20'; von da wuchs sie u. erreichte 2000 v. Chr. ein Maximum von 23° 53', seitdem nimmt sie ab u. wird 6600 n.Chr. einen kleinsten Werth von 22° 54' haben, endlich 19,300 n.Chr. wieder ein Maximum von 25° 21' erreichen. Dieses Verhältnis ist von der gemeinschaftlichen Anziehung der übrigen Planeten, bes. der Venus als des nächsten u. des Jupiter u. des Saturn als der größten, abhängig. In der Schiefe der E. überhaupt hat der Wechsel der Jahreszeiten, die relative Länge des Tages für jeden Grad der geographischen Breite u. hauptsächlich auch die klimatische Verschiedenheit der Erdoberfläche ihren Grund. Die Sonne entfernt sich nämlich von den Durchschnittspunkten der E. mit dem Äquator an, welche sie zur Zeit der Nachtgleichen einnimmt, bis zu dem Abstand von etwa 231/2° einmal in der nördlichen, das andere Mal in der südlichen Hemisphäre, jenes zur Zeit unseres Sommers-, dieses zur Zeit unseres Wintersolstitiums. Hiermit ist für die Bewohner der nördlichen gemäßigten Zone für die Zeit des Sommersolstitiums eine um 47° größere Mittagshöhe der Sonne u. eine weit bedeutendere Tageslänge im Vergleich zum Wintersolstitium verbunden. Da dieser wechselnde Sonnenstand auf Abtheilung der Erdzonen so nahen Bezug hat, so findet man die E. nicht blos auf den künstlichen Himmelskugeln, sondern auch auf den Erdkugeln verzeichnet. Nicht nur der Mond, sondern auch die Planeten weichen in ihren Bahnen nur wenig von der E. ab, die Planeten (mit Ausnahme der erst in neuerer Zeit entdeckten Asteroiden zwischen Mars u. Jupiter) entfernten sich nie über 9 Grad von der E. Man hat also an der Nord- u. Südseite der E. in einer Entfernung von 10 Grad von ihr parallele Kreise gezogen, innerhalb welcher der Mond u. alle (größere) Planeten ihre Bahnen haben u. jeder die E. in gewissen Punkten (Knoten) durchschneidet (vgl. Eklipse u. Thierkreis). In Bezug auf die E. wird der Ort eines jeden Sternes astronomisch durch Länge u. Breite bestimmt. Hierbei versteht man[599] unter Breite den senkrechten Abstand des Sternes von der E., unter Länge den Abstand des Schneidungspunktes zwischen der E. u. dem Breitenkreise des Sternes vom Anfangspunkte der E.; zum letzteren nimmt man aber den Frühlingspunkt. Wie der Äquator, so hat auch die E. ihre Pole, die in einer Weite, welche der Neigung der E. gegen den Äquator entsprechen, sich in 24 Stunden (scheinbar) um die Weltpole bewegen (der nördliche fällt in unserer Zeit in die Gegend des Kopfes des nördlichen Drachen). Ein Bogen des größten Kreises, vom Nordpol der E. durch den Scheitelpunkt gezogen, trifft die E. in dem jedesmaligen höchsten Punkt (der in seiner Erhebung über den Horizont bei einer Polhöhe von 51 Grad zwischen 151/2 u. 621/2 verschieden sein kann), aber immer 90 Grad von dem auf- u. dem untergehenden Punkt entfernt ist.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Ekliptik — Ekliptik, die Ebene der Erdbahn …   Lexikon der gesamten Technik

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  • Ekliptik — oder Sonnenbahn, ein sehr großer Kreis an der Himmelskugel, in welchem sich die Sonne in einem Jahr von W. gegen O. um die Erde zu bewegen scheint. E. griech., von Ekleipsis, Verfinsterung, weil Sonnen und Mondsfinsternisse nur dann entstehen… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Ekliptik — Ek|lịp|tik 〈f. 20; unz.〉 der scheinbare Weg der Sonne am Himmel; Sy Sonnenbahn [→ Eklipse; in der Ekliptik geschieht „das Ausbleiben“ von Sonnen u. Mondlicht, d. h. Sonnen u. Mondfinsternisse] * * * Ek|lịp|tik, die; , en [lat. linea ecliptica,… …   Universal-Lexikon

  • Ekliptik — ◆ E|klịp|tik 〈f.; Gen.: , Pl.: en〉 die scheinbare Sonnenbahn am Himmel [Etym.: → Eklipse (in der Ekliptik treten Eklipsen, d. h. Sonnen u. Mondfinsternisse, auf)]   ◆ Die Buchstabenfolge e|kl… kann auch ek|l… getrennt werden …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • ekliptik — is., ği, gök b., Fr. écliptique Tutulum Birleşik Sözler ekliptik düzlem …   Çağatay Osmanlı Sözlük

  • Ekliptik — Ek|lip|tik die; , en <aus lat. (linea) ecliptica, eigtl. »zur Eklipse gehörende Linie« (weil in der Ekliptik Finsternisse auftreten)> der größte Kreis, in dem die Ebene der Erdbahn um die Sonne die als unendlich groß gedachte Himmelskugel… …   Das große Fremdwörterbuch

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