- Euphorbĭa
Euphorbĭa (angeblich nach Euphorbos 2) benannt, E. L.), Pflanzengattung aus der Familie der Euphorbiaceae-Euphorbiae; 11. Klasse 3. Ordn. L.; die besondere Blüthenhülle glockig, 9–10zähnig, 5 der Zähne häutig, aufrecht od. einwärts gekrümmt, 5 od. 4 mit dieser abwechselnd, auswärts gekehrt, auf ihrer oberen Fläche mit einer fleischigen Honigscheibe, die man Drüse genannt. Männliche Blüthen 10–20 od. mehr, in der Basis der besonderen Hülle, einmännig, mit gewimperten od. gespaltenen Schuppen gestützt; weibliche Blüthen einzeln, in der Mitte der Blüthenhülle stehend, gestielt. Kelch sehr klein; Blumenkrone fehlend, 1 Fruchtknoten, mit dreispaltigem od. dreitheiligem Griffel, mit zweispaltigen od. ausgerandeten Schenkeln; Kapsel dreiköpfig, Springfrüchte (Knopfkapseln) einsamig, auf dem Rücken aufspringend u. mit plötzlich zusammengedrehten Klappen den Samen wegschleudernd. Arten: gegen 300, einheimisch 33; fast alle enthalten einen scharfen Milchsaft (Euphorbiensaft), der auf der Haut fressend, daher auch zu Vertreibung von Warzen u. Leichdornen dienlich ist. Merkwürdig sind: E. antiquorum, in Ostindien, Ägypten, Arabien; E. canariensis, auf den Canariasinseln; E. officinarum, in Afrika, sämmtlich mit dickem, saftigem, cactusartigem, blattlosem, stacheligem Stängel, Mutterpflanzen des Euphorbiums; E. Latbyris, in Deutschland heimisch, mit im ersten Jahre linienförmigen, kreuzförmig stehenden, im zweiten oben herzförmigen Blättern u. elastisch aufspringenden Kapseln, mit bes. scharfem, Blasen ziehendem Saft; auch in Gärten gezogen; hiervon der Samen (Semen cataputiae minoris, Springkörner) sonst als drastisches Purgir- u. Brechmittel officinell; E. Esula u. E. Cyparissias (Esels- u. Cypressenwolfsmilch), letztere sehr gemein an dürren Rändern, sonst officinell; das Kraut u. die Wurzel erster (Herba u. Radix esulae) jetzt noch hier u. da, der eingedickte Saft der Pflanze (Extractum esulae) als auflösendes Mittel u. gegen Magenkrampf gebräuchlich; E. dulcis, in Italien, Frankreich, hin u. wieder auch in Deutschland, ohne scharfen Saft, wird getrocknet schwarz; E. heliascopia u. E. peplus, beide lästiges Unkraut in Gärten u. Gemüseländern, von erster sonst die Rinde des Stängels u. der Wurzel als Cortex tithymali (Cort. esulae), von letzter das Kraut als Herba esulae rotundifoliae officinell; E. palustris, in Sümpfen, die größte der einheimischen Arten; E. Characias, in Frankreich, wird wegen ihrer zierlichen Blüthendolden in Gärten gezogen; eben so E. caput Medusae, wegen der sonderbaren Gestalt; E. Peplis, im südlichen Europa am Meeresstrande, sonst Peplion; E. Chamaesyce u. E. canescens L. lieferten, beide im südlichen Europa heimisch, die Herba chamaesyces der Alten; E. Ipecacuanha, in Nordamerika, Mutterpflanze der Radix ipecacuanhae albae spuriae; E. corollata, ebd., mit ungewöhnlich großen, weißen Blüthen, ihre Wurzel ist in Amerika unter den Namen Ipecacuanha (s.d.) od. Indian physic, als ein sehr gut u. leicht wirkendes Brechmittel in Gebrauch; E. nervifolia L., mißgestalteter Strauch od. Baum in Ostindien, China etc., mit 1–2 Fuß dickem Stamm, der sich in 2–3 Äste theilt, mit 5 gedrehten Reihen von Warzen, deren jede mit 2 kleinen Stacheln besetzt, nur oben einige zungenförmige Blätter treibend. Er enthält eine scharfe Milch, wird in Zäunen, die durch die Stacheln undurchdringlich werden, u. um Festungen angepflanzt. Die säuerlichen Blätter u. jungen [954] Sprossen werden genossen, auch gegen Verstopfung angewendet. In alten Stämmen findet man braun- u. weißgestreifte fette Holzstücke, die wohlriechend sind, u. als Aloeholz verkauft werden; E. Tirucalli, in Ostindien bis 10 Fuß hoher stachelloser Strauch, mit fadenförmigen, ausgebreiteten, verworrenen Zweigen, zur Anlegung dichter Zäune benutzt; der scharfe Milchsaft als äußerliches Mittel bei den Indianern; E. spinosa, im südlichen Europa am Meeresstrande, strauchartig, dieabgestorbenen Aste bleiben stehen u. werden dornig, die Hippophaë der Alten; E. hibernica, in Irland u. auf den Pyrenäen. Aus den mit Äther behandelten Samen erhielten Chevalier u. Aubergier ein goldgelbes, mildes, wohlschmeckendes Öl, das in der Gabe von 10 Tropfen purgirt; E. degener, s. Euphorbienstaubpilz.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.