- Fee
Fee, nach der über Gallien, Britannien u. bes. Irland verbreiteten Volkssage weibliche Wesen, welche mit den Elfen nah verwandt waren. Die F-n bewohnten bes. das Luftgebiet u. stiegen auf Wolkenwagen herab; sie konnten sich ihren Geliebten zeigen, suchten deren vertrauten Umgang u. verschwanden u. verbargen sich nach Gefallen. Die berühmtesten solcher F-n sind Esterelle, Maliure, Melusine. Der spätere französische Aberglaube nahm gute (schöne) u. böse (häßliche) F. (zu letztern gehörte bes. Karabossa u. Fanferlüsch), die oft in Gegenwirkung stehen, an, stellte sie als unsterbliche Wahrsagerinnen u. Zauberinnen, doch mit beschränkter Macht u. Willkür dar, die zum Theil Schutzgöttinnen einzelner Menschen waren, u. über welche alle eine Feenkönigin herrschte. Die F-n spielten eine bedeutende Rolle in den Ritter sagen u. Fabliaux u. machten die Maschinerie der romantischen Poesie des christlichen Ritterthums[158] aus. Die Phantasie schmückte solche Sagen zu Feenmährchen aus, d.h. poetischen, meist prosaisch abgefaßten Erzählungen, in welchen der Held der Geschichte aus dem Unglück, in welches er geräth, durch eine F. gerettet wird. Sie wurden nach Sagen des Morgenlandes, bes. Arabiens, wo sie in den Dschins u. Perins längst bestanden u. in Tausend u. Einer Nacht eine bedeutende Rolle spielen, u. wo es ein eignes Dschinnistan (Feenland) gab, bes. durch Troubadours vermehrt u. beide Ideen mit einander vermengt. Vorzüglich gehörten in Frankreich unter Ludwig XIV. die Feenmährchen zur Modeunterhaltung, ja es erschien 1786, in 37 Bdn, in Paris u. Genf, ein Cabinet de Fées. Solche Feemährchen erzählen auch von Feenpalästen u. Feenschlössern, als von F-n erbaut u. bewohnt. Auch in Deutschland spielten die F-nmährchen im 18. Jahrh. eine bedeutende Rolle, sind aber jetzt zu Kindererzählungen herabgesunken. Vgl. Mythologie der F-n u. Elfen, aus dem Englischen von Wolff, Weimar 1828, 2 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.