- Fleury [3]
Fleury (spr. Flöri), 1) Claude, geb. 6. Decbr. 1640 in Paris, erhielt seine Erziehung im Collegium der Jesuiten in Clermont, widmete sich Anfangs den rechtswissenschaftlichen Studien u. wurde 1658 Parlamentsadvocat; trat aber später in den geistlichen Stand; 1672 wurde er Hofmeister der Prinzen Conti, dann des Grafen von Vermandois, seit 1683 Abt in Locdieu u. 1689 Erzieher der Prinzen von Bourgogne, Anjou u. Berry. Später ertheilte ihm Ludwig XIV. das Priorat von Argenteuil; er war auch Beichtvater Ludwigs XV.; 1722 legte er sein Amt nieder u. st. 14. Juli 1723. Er schr.: Catéchisme historique, Par. 1679 (deutsch Wien 1759); Moeurs des Israélites, Par. 1681; Moeurs des Chretiens, ebd. 1682, n.A. 1802, 3 Bde. u. ö. (deutsch von Enkhusen, Hannov. 1718); Traité du choix et de la méthode des études, ebd. 1686, u. Aufl. Nismes 1784; Institution au droit ecclesiastique, Par. 1687, 2 Bde. (lateinisch mit Anmerkungen von Gruber u. Böhmer, Lpz. 1724); Histoire ecclésiastique (bis 1414), ebd. 1691–1720, 20 Bde., fortgesetzt zuerst von J. Claude Fabre, Brüss. 1726–1740, 26 Bde., dann (bis 1778) von Alex. Lacroix (lateinisch Augsb. 1757–93, 85 Bde., deutsch Frkf. 1752, 14 Bde.); Discours sur les libertés de l'église gallicane, Par. 1724 u. ö.; Lebret, De Fleuryo catholicone an acatholico, Tüb. 1801. 2) André Hercule de F., geb. 1653 zu Lodève in Languedoc; Almosenier dei der Königin u. dann auch bei Ludwig XIV., wurde 1698 Bischof von Frejus u. dann Erzieher Ludwigs XV., dem er sich unentbehrlich machte. 1723 wurde er Minister der geistlichen Angelegenheiten, 1726 Cardinal u. zugleich von Ludwig XV. an die Stelle des von ihm gestürzten Herzogs von Bourbon-Condé an die Spitze des Ministeriums gestellt. Ordnungsliebe, Sparsamkeit, besonnene Ruhe u. Friedensliebe bezeichneten dasselbe; 1733 wurde er indeß die Veranlassung, daß Frankreich wegen der polnischen Königswahl in einen Krieg mit Österreich u. Rußland verwickelt wurde; F. erwarb in dem Frieden von 1735 Lothringen für Stanislaus Lesczinski, Schwiegervater Ludwigs XV., u. nach dessen Tode für Frankreich u. fuhr nun fort, einen Vermittler in vielen Kriegsfällen zu machen. Kurz vor seinem Ende erregte er, die Pragmatische Sanction brechend, 1741 einen Krieg mit Österreich. Er st. 29. Jan. 1743 in Issy bei Paris. 3) Guillaume François Joly de F., geb. 1675 in Paris, wurde 1695 Advocat, 1700 Generaladvocat an der Steuerkammer u. erhielt 1704 dieselbe Stellung am Parlament in Paris, 1717 wurde er Generalprocurator am Parlament, legte aber 1746 seine Stelle nieder u. st. 1756 in Paris; er schr.: Extraits de plaidoyers u. v. a., welches ungedruckt geblieben ist. 4) Edouard, Baron F. de Chaboulon, geb. 1779, wurde 1794 Anführer eines Bataillons der Nationalgarde, nahm am 13. Vendémiaire Theil an dem Anschlage gegen den Nationalconvent, wurde gefangen, wiederbefreit, beim Finanzwesen angestellt, dann Unterpräfect in Château à Bois im Meurthedepartement, ging nach der Restauration nach Italien u. nach Napoleons Rückkehr nach Frankreich zurück u. wurde von diesem zum geheimen Secretär ernannt. Nach dessen Abdankung ging er als Geächteter nach London; nach Paris zurückgekehrt, starb er daselbst 1835; er schr: Mém. pour servir à l'histoire du retour et du règne de Napoléon en 1815, Lond. 1820, Hamb. 1820, deutsch Lpz. 1820.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.