- Fontévrault, Orden von
Fontévrault, Orden von (Orden vom Ebraldsbrunnen, Arme Jesu Christi), Mönchsorden, gestiftet 1096 zu La Roc im Wald von Craon, von Robert v. Arbrissel; 1099 in die Einöde von Fontevrault verlegt u. für gemeinschaftlich cönobitisches Leben beider Geschlechter bestimmt. Arbeitsamkeit, Ordnung u. Andacht unter St. Augustins Regel waren Hauptzwecke des Vereins. Der Stifter übertrug den Klosterfrauen die Herrschaft des Ordens, den Männern den Dienst gehorsamer Söhne, gab dem Orden St. Benedicts Regel, baute 4 Hauptabtheilungen, eine für 300 Klosterfrauen, eine für 120 Kranke, eine für reuige Sünderinnen gegen die weibliche Ehre u. eine für eine Mönche u. eine Allen gemeinschaftliche Kirche. Der Orden verbreitete sich rasch, bes. über Spanien u. England: wurde 1106 u. 1113 bestätigt u. eximirt; übte Enthaltsamkeit, Schweigen, Armuth etc. u. die Aufgenommenen erhielten von dem Stifter den Namen Pauperes Christi. Die erste Äbtissin war Petronella v. Craon-Chemillé. Aber das Verhältniß der Geschlechter führte zu manchen Unordnungen; die Mönche machten Versuche der Emancipation, Regelmilderung u. Schärfung u. wollten Augustiner u. Chorherren werden. Als die Äbtissin Maria von Bretagne 1459 auch mit päpstlicher Hülfe nicht mehr helfen konnte, zog sie sich mit allen reformlustigen Schwestern in das Magdalenenkloster nach Orleans zurück, führte daselbst die alte strenge Zucht wieder ein, erhiellt 1475 Bestätigung ihrer Reform u. zählte bald dafür 28 Kloster, während der Orden schon in mehrere Congregationen zerfallen war. Der Streitigkeiten mit Mönchen des Stammklosters müde, bestimmte 1520 der König, die Äbtissinnen sollten für Lebenszeit int Amt bleiben, aber die Visitation aller Klöster des Ordens dem Religiosen irgend eines andern vom Papst ernannten Ordens übertragen werden. Die englischen Klöster gingen bei der Reformation verloren, den französischen machte die Revolution ein Ende. Die letzte Äbtissin, Julie Sophie Charlotte v. Pardaillan, st. 1799 in Paris. Tracht der Frauen: langes weißes Unterkleid, darüber ein weißes Rochetto bis an das Knie mit sehr weiten Ärmeln, Gürtel von schwarzem Zwirn, vorn sehr tief herabhängend, weißes Brusttuch u. Stirnband, darüber schwarzer Schleier, im Chor ein schwarzer Mantel. Tracht der Mönche: Rock, Kappe u. Kapuze schwarz, 2 viereckige, schwarze Läppchen (Roberte) eins vorn auf der Brust bis hinab zu dem wollnen Gürtel, das andere auf dem Rücken, im Chor schwarze Kutten.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.