Friesel [1]

Friesel [1]

Friesel (Miliaria, Med.), 1) (Frieseln, Frieselfieber), meist mit Fieber verbundner Ausbruch kleiner hirsenkornähnlicher Bläschen auf der äußern Haut, bes. des Rumpfes, auch an den Gliedern, seltner im Gesicht u. an den Händen, gewöhnlich über größere Flächen, doch nicht häufig über den ganzen Körper gleichmäßig verbreitet, selten zusammenfließend, mit Brennen u. Stechen in der Haut. Die Bläschen enthalten eine wasserhelle Lymphe, erreichen bisweilen auch die Größe von Erbsen (Perlfriesel, Krystallfriesel, M. crystallina) u. darüber[745] u. füllen sich dann auch manchmal mit einer milchartigen Flüssigkeit, Milchfriesel (M. lactea), od. Eiter, Eiterfriesel (M. purulenta), od. gehn selbst in noch größere Blasen über, Blasen-friesel (M. bullosa), die jedoch immer einzeln stehen. Sie sind bald von einem rothen Hof umgeben u. selbst mehr von geröthetem Ansehn, Rothes F. (M. rubra); bald ohne jenen u. weiß, Weißes F. (M. alba). Das F. erscheint meist als symptomatisches Leiden in Begleitung mäßig entzündlicher, nervöser, fauliger, gastrischer, katarrhalischer, vorzüglich auch rheumatischer Fieber u. anderer Krankheiten, bes. von Störungen im Unterleibe, so wie in Folge von, in Fiebern im Übermaß angewendeten schweißtreibenden u. erhitzenden Mitteln u. Verhalten. Idiopathisch kommt es noch am häufigsten bei Wöchnerinnen (Wochenfriesel) u. im Geleite einer rheumatischen Constitution in manchen Gegenden Frankreichs u. Deutschlands, manchmal selbst epidemisch, sehr selten ansteckend vor. Das fieberhafte F. verlänst in 4 Zeiträumen: dem der Vorboten, des Ausbruchs, des Exanthems u. der Abschuppung. Eintritt meist mit starkem Froste u. darauf folgender, mit Frösteln abwechselnder Hitze, welcher bald starke, klebrige, eigenthümlich modrig u. sauer riechende Schweiße folgen, wobei die äußern Theile leicht kalt werden; ist begleitet von Angstgefühl u. Brennen in der Herzgrube, Herzklopfen, Ohnmachten, Husten, flüchtigem od. auch anhaltendem Stechen in der Brust od. im Unterleibe, den rheumatischen Schmerzen ähnlichen Empfindungen in den Gliedern, so wie Prickeln, Stechen u. Pelzigsein darin. Der Ausbruch des F-s erfolgt bald schon am 2. Tage, bald später selbst erst am 14. u. keineswegs immer an den kritischen Tagen, weshalb er auch nicht immer kritisch ist, oft nur zum Theil od. gar nicht, so daß sich auch die Zufälle darauf bald unmerklicher, bald merklich mindern, bald nicht. Der Ausbruch ist entweder in 24 Stunden vollendet, od. es folgen ihm neue. Gewöhnlich danern die Schweiße noch länger darnach fort. Die Abschuppung ist kleienartig u. erfolgt am 9. bis 14. Tage. Das Chronische F. entsteht theils, indem das acute wiederholte Anfälle macht, theils tritt es in Folge innerer Störungen, für die es Ableitungen bildet, auf. Die Entstehung des F-s beruht auf einer eigenthümlichen Schwäche od. auf erschöpfender Thätigkeit der Haut u. kommt zu Stande durch Verstopfung der Ausführungsgänge der Schweißdrüschen der Haut. Die Gefahr desselben wird hauptsächlich durch das begleitende Fieber od. die zum Grunde liegenden Krankheitszustände bestimmt. Sehr schlimm sind die Verbindungen mit Nerven-, fauligem Fieber, oft auch die mit Wochen-fiebern (s.u. Kindbetterin). Leicht wird das F. gefährlich dadurch, daß man sich vor Erkältung kaum genug in Acht nehmen kann. Bei leichtern Fiebern bringt das F. weniger Gefahr, bildet aber oft nur eine unvollkommene Krisis u. zieht die Krankheit leicht in die Länge. Die ärztliche Behandlung muß sich hauptsächlich nach den damit verbundenen Fieberzuständen richten. Zu warmes Verhalten ist eben so sehr zu meiden, als zu kaltes. Ein kräftig antiphlogistisches Verfahren ist eben so unpassend, als ein zu reizendes u. erhitzendes. 2) Schweißfriesel (Sudamina, Hidroa), mehr in Folge starker Schweiße, vorzüglich auf der Brust u. am Halse ausbrechender Bläschenausschlag, blos im Äußern dem F. ähnlich.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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