- Frost
Frost, 1) Kältegrad, bei welchem Wasser zu Eis wird u. sich so erhält. Man unterscheidet am Thermometer die Grade des F-es von dem Eispunkt an abwärts, doch am Quecksilberthermometer nur bis zum –35,50, weil dann dasselbe selbst gefriert, wogegen das Weingeistthermometer auch noch stärkere Frostgrade, wie solche in Polarzonen vorkommen (bis zu 70° u. darüber) anzeigt (vgl. Kälte). Man hat Blach-F., einen oberflächlichen F., nach einem Regen, u. Bar-F., der eintritt, bevor das Land mit Schnee bedeckt ist. Sehr fürchtet man Frostnächte (Nacht-F.), Nächte, in denen es außer der Winterszeit, bes. im Frühherbst u. Spätfrühjahr, friert, wegen des Schadens, den sie den Gewächsen (den Blüthen, dem Wein etc.) bringen. Gewöhnlich tritt solcher F. erst in den Morgenstunden ein; am nachtheiligsten ist er nach Regen u. bei Nebel; helle Fröste, wo es bei heiterem Himmel friert, weit weniger. Man hat die Gewächse durch Frostableiter, Stroh- u. Hanfseile, die man um Fruchtbäume windet u. mit dem Ende in ein Gefäß mit Wasser legt, schützen wollen, doch scheinen sie wenig zu helfen, eher Rauch, bes. in Weinbergen. Der F. dringt unter Schneebedeckung weniger tief, als in von Schnee entblößten Stellen in die Erde ein, in Deutschland in strengen Wintern bis 3 Fuß, in nördlichen Ländern 4 Fuß u. darüber. 2) Das unangenehme Gefühl, welches die Entziehung der Wärme auf die Nerven macht, in leichterem Grade Frösteln, zumal im Vorübergehen. Dies Gefühl gründet sich auf die Zusammenziehung der empfindlichen Fasern durch die Kälte, kommt daher auch krankhafter Weise vor, ohne daß dem Körper von außen her Wärme entzogen wird, bes. bei Fiebern. Angemessene Körperbedeckung, körperliche Bewegung, kräftige Nahrung, Anregung des Blutlaufs durch geistiges u. gewürzhaftes Getränk, welches jedoch durch Einschlafen zum Erfrieren führen kann, schützen auch bei strenger Kälte gegen F. Hohe Frostgrade sind mit Zittern des Körpers u. Zähneklappern begleitet, ferner mit Röthe des dem F-e ausgesetzten Theils, wenn die Haut desselben sein u. blutreich ist, Erstarrung der Gelenke, Schmerz u. Brennen, wenn die Theile, wie bes. unter den Nägeln, der Zusammenziehung nicht nachgeben können, Beförderung der Absonderungen in Organen, die der Kälte blos gestellt sind, wie die innere Nase, bei sehr hohen Frostgraden Kraft- u. Gefühllosigkeit, Schläfrigkeit u. Schlaf, der bald zu einem Todtenschlaf wird.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.