- Gäa
Gäa (griech.), 1) die Erde, seit ältester Zeit von den Griechen als die Allmutter od. die Göttin verehrt, welche das Leben aus ihrem Schoße gebiert u. an ihrer Brust nährt. So wurde sie in Dodona mit Zeus, dem Allerzeuger, verbunden; bei Homer ist sie die Mutter der finsteren Wesen u. gewaltigen Giganten, gehört zu den Göttern, bei welchen geschworen wird, u. erhält als Opfer ein schwarzes Lamm. In der Theogonie des Hesiodos entsteht sie aus dem Chaos u. erzeugt selbständig aus sich den Himmel (Uranos), Gebirge (Ore) u. das Meer (Pontos); von Uranos wird sie Mutter der Titanen, Kyklopen u. Hekatouchiren; befruchtet mit dem Blute des von Kronos verstümmelten Uranos gebiert sie die Erynien, Giganten u. Melischen Nymphen; mit Pontos gepaart den Nereus, Thaumas, Phorkys, die Keto u. Eurybia. Sie erzog ihren Enkel Zeus u. verhalf demselben zum Throne der Welt. Unter den Menschen heißt sie Mutter der Autochthonen u. ist Nährerin der Sterblichen, bes. der Jugend (daher ihr Beiname Kurotrophos, Jugendnährerin). Weil aus ihr betäubende Dämpfe aufstiegen, als deren Wirkung die Weissage galt, so war sie die Vorsteherin der Orakel, wie zuerst die des Delphischen (s.u. Delphi). Verehrt wurde sie in Athen, Sparta, Olympia, Delphi etc., wo ihre Statuen standen, welche sie darstellten einen Schlüssel haltend. Später verschwindet ihr Dienst u. sie wurde mit Kybele u. Demeter identificirt. In Rom hieß sie Tellus u. hatte eine männliche Gottheit, Tellumo, zur Seite; man opferte ihr dort nach Numas Institutionen an den Saatfesten im Januar die Fordicidia (s.d.), wobei trächtige Thiere geschlachtet wurden; 2) in neuerer Zeit Titel von Schriften, in welchen die Fossilien, Versteinerungen u. dergl. eines Landes beschrieben werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.