Halsnerven

Halsnerven

Halsnerven, 1) (Nervi cervicales), die 8 obersten Paare der Rückenmarksnerven. Sie treten durch die von je 2 Halswirbeln gebildeten Zwischenwirbellöcher, der oberste jedoch zwischen Atlas u. Hinterhaupt, der letzte zwischen dem 7. Hals- u. 1. Brustwirbel, zwischen den Querfortsätzen der Wirbel u. hinter der Wirbelarterie aus der Wirbelsäule hervor. Jeder entspringt mit zwei Wurzeln u. theilt sich in einen vordern u. einen hintern Ast Alle hängen durch Schlingen (Ansae) der Länge nach mit einander zusammen. a) Erster Halsnerv (Nervus cervicalis primus s. infraoccipitalis s. Aschianus; wurde von Willis u. andern ältern Anatomen den Gehirnnerven beigezählt, daher par Willisianum, Hinterhauptsnerv). Sein vorderer Ast geht zu dem geraden vordern u. seitlichen Kopfmuskel, der hintere zu dem geraden hintern, u. schiefen Kopf-, durchflochtnen u. 2 bauchigen Nackenmuskeln. b) Der zweite Halsnerv. Sein vorderer Ast bildet durch einen aufsteigenden Zweig, mit einem Zweig des ersten H. die erste, durch einen absteigenden, mit einem Zweig des zweiten H. die zweite Schlinge. Der hintere Ast gibt den großen Hinterhauptsnerv (N. occipitalis magnus), der den zweibäuchigen u. Kappenmuskel durchbohrt, mit der Hinterhauptsarterie verläuft, u. sich in einen vordern u. hintern Zweig theilt. c) Dritter Halsnerv. Sein vordrer Ast hilft durch einen aufsteigenden Zweig die zweite Halsschlinge bilden, gibt Zweige an den Ganglien- u. Zungenfleischnerv, u. an den vier H. zur Bildung der dritten Schlinge. Ein Hauptzweig ist ferner der kleine od. vordere Hinterhauptsnerv, welcher sich mit dem Beinnerven verbindet, in die Muskeln u. Haut in der Gegend des Zitzenfortsatzes verbreitet u. mit Zweigen des[889] großen Hinterhauptsnerven u. den hintern Ohrnerven vereinigt. Fernere Zweige sind: Der große Ohr- u. Ohrnackennerv, welcher an die Ohrmuschel, die Muskeln derselben u. den äußern Gehörgang geht. Der Hautnerv des Halses entspringt unter dem vorigen, schlägt sich um den äußern Rand des Sternocleidomastoideus, dem er Zweige gibt, theilt sich in einen obern Ast, der sich, mit Zweigen des Gesichtsnerven vereinigt, in die Haut des Kiefers vom Kinn bis zum Ohrläppchen als oberer Hautnerv des Halses verbreitet, u. einen untern, welcher sich in absteigenden Zweigen, als mittlere u. untere Hautnerven des Halses, in die Haut des mittlern u. untern Theils des Halses vertheilt. Der hintere, weit schwächere Ast des dritten Halsnerven verästelt sich in mehrere Nackenmuskeln u. die Haut. d) Vierter Halsnerv. Sein vorderer Ast bildet durch Zweige nach oben mit den drei H. die dritte nach unten, mit dem fünften die vierte Nervenschlinge. Aus demselben Ast entspringt der Zwerchfellsnerv (N. phrenicus), welcher auch Fäden von 3–7 H., auch von Gehirnnerven, aufnimmt, über den vordern Scalenus, u. im vordern Mediastinum hinab zum Zwerchfell verläuft, auf dem er sich in mehrere strahlenförmig vertheilte, durch Queräste verbundene Zweige, sowohl auf der obern als untern Fläche des fleischigen Theils vertheilt. Von dem rechten Zwerchfellsnerven geht, nicht weit vom viereckigen Loche, ein größerer Zweig (Ramus phrenico-abdominalis) durch das Zwerchfell hindurch, u. gibt Zweige an den Lendentheil desselben, vereinigt sich mit dem Zwerchfellsgeslechte des Gangliennerven, bildet 1–2 Ganglia phrenica. Der linke Zwerchfellsnerv ist meist durch einzelne Faden mit dem Sonnengeflecht, immer aber mit dem Vagus verbunden. Zweige desselben Astes gehen herab in die Gegend des Schlüsselbeins u. verbreiten sich als Oberschlüsselbeinnerven (N. supraclavi cularis) in die Haut von der Schulter bis zur Brustwarze herab, auch in mehrere daselbst gelegene Muskeln. Der hintere Ast verbreitet sich in den Nackenmuskeln u. der Haut. Die vordern Aste der vier ersten H. bilden durch die vielfachen Verbindungen ihrer Zweige das Halsnervengeflecht (Plexus cervicalis), aus welchem die meisten der bisher beschriebnen Nervenzweige mit eben dem Rechte abgeleitet werden können, als aus den H. selbst. Es liegt in der Gegend des dritten u. vierten Halswirbels, hinter dem Sternocleidomastoidens, vor dem obern Ende des mittlern Scalenus, u. steht mit dem Vagus, dem Beinerven, dem absteigenden Aste des Zungenfleischnerven, dem Gangliennerv u. dem Armgeflecht in Verbindung. e) Die vier untern H. sind viel stärker als die obern, bilden wie diese durch die Zweige ihrer vordern Aste Schlingen unter sich u. mit denen des ersten Brustnerven u. vereinigen sich mit letztern zu dem Armnervengeflechte, aus dem mehrere Brustkasten- u. sämmtliche Schulterblatt- u. Armvenen entspringen, geben aber auch unmittelbar an Muskeln Zweige, gehen auch Verbindung mit dem Ganglien- u. Zwerchfellsnerven ein. Die hintern Äste der vier untern H. sind kleiner als die der obern, verästeln sich in Rücken- u. Nackenmuskeln u. in die Haut. 2) Bes. die Nackennerven, s.u. Rückenmarksnerven.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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