- Kalomel
Kalomel (Quecksilberchlorür, Chloretum hydrargyrosum, Mercurius dulcis, Hydrargyrum muriaticum mite), Hg2Cl. Schon um die Mitte des 16. Jahrh. bekanntes u. auch jetzt am häufigsten angewendetes Quecksilberpräparat; Darstellungen: a) auf trockenem Wege: 3 Thle. Quecksilber werden mit 4 Thln. Quecksilberchlorid (Sublimat), unter Zusatz von etwas Weingeist, bis zu völliger Tödtung des Quecksilbers zusammengerieben, getrocknet, in Kolben od. Medicingläsern sublimirt u. das Sublimat von etwa anhängendem Metall u. Chlorid getrennt. Zu letzterem Zwecke wird das seinzerriebene K. mit destillirtem Wasser gekocht od. mit Alkohol digerirt. Das so bereitete Präparat bildet eine feste, strahlig-krystallinische. weiße, durchscheinende, glänzende, im Reiben etwas gelblich werdende Masse, ohne Geschmack u. Geruch, in Wasser gar nicht, in Weingeist nur wenig löslich, flüchtig in der Hitze; es phosphorescirt beim Stoßen im Dunkeln u. gibt auf harten Körpern einen schwefelgelben Strich; b) auf nassem Wege durch Niederschlagung aus einer mit 16 Theilen Wasser bereiteten Lösung des sauren salpetersauren Quecksilberoxyds, mittelst einer Lösung von 1 Thl. Kochsalz in 10 Thln. Wasser. Der Niederschlag wird mit kaltem Wasser sogleich vollkommen ausgewaschen u. in der Wärme im Schatten getrocknet; bildet so ein seines, weißes, nur wenig ins Gelbliche spielendes Pulver, welches am Sonnenlichte geschwärzt wird. Sonst glaubte man durch wiederholte Sublimationen ein bes. reines Präparat zu erlangen u. nannte dasselbe erst nach der siebenten Sublimation K., nach der 15. Panacea mercurialis. Durch Salpeterschwefelsäure wird K. in der Wärme zersetzt, desgleichen auch durch Alkalien, Magnesia u. Goldschwefel im feuchten Zustande; die Chloride der Alkalimetalle zerlegen es in regulinisches Quecksilber u. Verbindungen von Quecksilberchlorid mit Alkalichloriden (Hg2Cl + KCl = Hg Cl, K Cl + Hg). Auf die Empfehlung englischer Ärzte kam das K. in häufigen Gebrauch, wird jedoch in neuester Zeit wie alle Quecksilbermittel eher gemieden. K. kommt in Anwendung theils als mildes Laxans in kleineren öfters repetirten Dosen bei den verschiedensten Krankheiten, zumal bei Kindern, theils um die constitutionelle Quecksilberwirkung mit Rhabarber u. Jalape zu erhalten, zumal bei entzündlichen Affectionen, bei Syphilis u. hartnäckigen Hautausschlägen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.