Oudinot

Oudinot

Oudinot (spr. Udinoh), 1) Charles Nicolas, Herzog von Reggio, geb. 26. April 1767 zu Bar le Duc im französischen Departement Maas, Sohn eines Kaufmanns, sollte auch Kaufmann werden, wurde aber aus Neigung 1783–87 im Regiment Medoc Soldat, trat, als die Revolution ausbrach, von Neuem ein, wurde 1791 Chef eines Freiwilligencorps an der Maas, vertheidigte 1792 Bitsch gegen die Preußen u. wurde Oberst des Regiments Picardie, mit welchem er den 2. Juni 1793 bei Lautern den Angriff von 10,000 Mann, größtentheils Cavallerie, aufhielt, wurde Brigadegeneral u. bei Neckerau im October gefangen. Nach 5 Monaten ausgewechselt, war er bei Moreaus Armee an der Donau u. focht bei Ingolstadt, Manheim, Feldkirch etc. 1799 zum Divisionsgeneral befördert, kam er als Chef des Generalstabes zu Massena u. trug zu dem Siege von Zürich u. am Mincio bei. 1805 befehligte er 10,000 Mann Grenadiere, focht mit ihnen bei Wertingen, Armstetten u. Runkersdorf, nahm die Taborbrücke bei Wien u. den feindlichen Artilleriepark bei Spitzen; bei Hollabrunn verwundet, wurde er im Februar 1806 nach dem von Preußen abgetretenen Fürstenthum Neufchatel geschickt, um dasselbe in Besitz zu nehmen, befehligte gegen Preußen wieder die Grenadiere, siegte den 7. Febr. 1807 bei Ostrolenka, stieß dann zum Belagerungscorps von Danzig u. hielt bei Friedland die russisch-preußische Armee auf, bis Napoleon das andere Heer zusammengezogen hatte. Schon während des Feldzugs hatte ihn Napoleon zum Grafen ernannt. 1808 wurde er während des Congresses in Erfurt Gouverneur des Platzes, nahm an der Spitze seines Grenadiercorps an dem Feldzug 1809 Theil, siegte 19. April bei Pfaffenhofen, 1. Mai bei Ried, 3. Mai bei Ebersberg u. rückte 13. Mai in Wien ein, nahm als Commandeur des zweiten Armeecorps an der Schlacht von Eßling u. Wagram Theil u. wurde Marschall u. Herzog von Reggio. 1810 besetzte er Holland u. führte dort bis 1812 den Oberbefehl, worauf er kurze Zeit Gouverneur von Berlin war. In Rußland befehligte er das zweite Armeecorps, nahm u. behauptete Poloczk wurde aber hier 17. Aug. schwer blessirt, begab sich nach Wilna u. übergab dem General Gouvion St. Cyr das Commando, übernahm aber nach der Verwundung dieses Generals dasselbe wieder u. focht bei Borissow u. an der Beresina, wo er einen Theil des flüchtigen Heeres rettete. Im Feldzug 1813 führte er das zwölfte Corps u. trug zum Gewinn der Schlacht bei Bautzen bei, ging nach dem Waffenstillstand von Pläswitz mit drei Corps auf Berlin los, wurde aber 24. Aug. bei Groß-Beeren geschlagen. Von Neuem drang er mit Ney gegen Berlin vor, wurde aber mit ihm 6. Sept. wieder bei Dennewitz geschlagen. Bei Leipzig befehligte er zwei Gardedivisionen u. bei dem Rückzug an den Rhein die Arrièregarde, erkrankte aber hierbei gefährlich u. wurde nach Bar le Duc gebracht. Genesen, nahm er 1814 an den Gefechten von Champaubert, Brienne, Bar sur Aube u. la Ferté Theil, schickte nach der Capitulation von Paris seine Unterwerfung ein u. wurde von Ludwig XVIII. zum Colonelgeneral der Grenadiere u. Jäger u. Gouverneur in Metz ernannt. Umsonst suchte er nach der Rückkehr Napoleons seine Truppen der königlichen Sache zu erhalten u. zog sich hierauf nach Montmorency zurück. Nach des Königs Rückkehr wurde er Commandant en Chef der Pariser Nationalgarde, Majorgeneral der Garde, Pair u. Staatsminister. 1823 befehligte er ein Corps in Spanien, mit welchem er in Madrid einzog, wo er Gouverneur[526] wurde. Später kehrte er nach Paris zurück. Nach der Julirevolution schloß er sich nach u. nach der neuen Dynastie an, wurde 1839 Großkanzler der Ehrenlegion u. 1842 nach Moncey's Tode Gouverneur der Invaliden, als welcher er 13. Sept. 1847 starb. Ihm wurde 1850 in Bar le Duc eine Statue errichtet. 2) Nicolas Charles Victor, Marquis von O., ältester Sohn des Vor., geb. 3. Nov. 1791 in Bar le Duc. Napoleon ernannte ihn 1805 beim Congreß in Erfurt zu seinem ersten Pagen, als welcher er am Feldzug von 1809 Theil nahm. Hierauf trat er als Lieutenant in das fünfte Husarenregiment ein u. war während des Feldzugs in Portugal Adjutant Massenas. 1811 nach Frankreich zurückgekehrt, trat er in die kaiserliche Garde u. nahm bis 1814 an den Feldzügen in Rußland, Deutschland u. Frankreich Theil. Als Napoleon in Fontainebleau abdankte, erhielt er das Oberstenpatent. In den Hundert Tagen hielt er sich von den Ereignissen fern, weshalb er von Ludwig XVIII. als Oberst bestätigt wurde. Er errichtete hierauf ein Husarenregiment u. gründete die Cavallerieschule in Saumur. 1824 zum Maréchal de Camp erhoben, erhielt er das Commando der Brigade, welche in Lüneville stationirte. Nach der Julirevolution legte er sein Commando u. die Generalinspection in Saumur nieder, trat jedoch 1833 in die afrikanische Armee, nahm 1835 an der Schlacht an der Makta Theil u. bekam den Oberbefehl der ersten Brigade des Corps, welches gegen Mascara operirte; schwer verwundet, ging er nach Frankreich zurück u. wurde zum Generallieutenant ernannt. Im J. 1842 in die Deputirtenkammer gewählt, gesellte er hier sich zur Linken, schloß sich der Februarrevolution 1848 an u. wurde vom Departement der Maine u. Loire in die Constituirende Versammlung gewählt, wo er Mitglied des Kriegscomité war u. im April zum Commandeur der Alpenarmee ernannt wurde. 1849 erhielt er den Oberbefehl der Interventionsarmee nach Rom, landete am 25. April in Civita Vecchia u. nahm Rom am 30. Juni ein. Am 18. Aug. wurde er abberufen. In der Nationalversammlung gehörte er bis 1851 zur Bonapartistenpartei u. stimmte mit derselben für die Verfassungsrevision, ging aber nach dieser Periode zu den Orleanisten über. Beim Staatsstreiche vom 2. Decbr. wurde er von der Rumpfassemblée zum Obercommandanten der Truppen u. Nationalgarde ernannt u. deshalb auf Befehl des Präsidenten Louis Napoleon verhaftet, doch am 8. Dec. wieder in Freiheit gesetzt. Er schr.: Sur la dignité de maréchal de France, Par. 1833; De l'Italie et de ses forces militaires, 1835; Considérations sur l'emploi des troupes aux grands travaux d'utilité publique, 1839; Des remontes de l'armée, de leurs rapports avec ladministration des haras, 1840. 3) Der jüngste Bruder des Vor., war Oberst des zweiten reitenden Jägerregiments u. blieb 1835 an der Makta in Algier.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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