- Pacuvĭus
Pacuvĭus, 1) P. Calavius, war zur Zeit des zweiten Punischen Krieges Bürgermeister in Capua u. brachte durch sein Ansehen die Capuaner dahin, daß sie nach der Schlacht bei Cannä von den Römern abfielen u. zu Hannibal übergingen. Nach Hannibals Einzug in Capua wurde P. mit seinem Sohne Perolla zu Hannibal zu Tische geladen; Perolla, ein Anhänger der Römer, erschien hier mit einem Dolche, um den Punier zu ermorden; doch wehrte der Vater dieser That des Sohnes. 2) Marcus, geb. um 219 v. Chr. in Brundisium, Schwestersohn des Ennius, Freund des Cälius Sapiens, lebte als Trauerspieldichter u. Maler in Rom u. st. 154 (150) zu Tarent. Er bildete griechische Tragödien, bes. von Sophokles u. Euripides, frei nach, brachte aber auch (im Paullus) Vorfälle der römischen Geschichte (Fabulae praetextatae) auf die Bühne; durch sein hohes Pathos u. die kräftige, bilderreiche Sprache wurde er Schöpfer des tragischen Styls in der Römischen Literatur; Fragmente seiner 12 Tragödien (darunter Antiopa u. Dulorestes) in Scrivers Collect. vet. trag., Leyd. 1620; in Delrio Syntagma trag. lat., Antwerpen 1594, Par. 1607 u. 1619; in Bothe, Fragmenta poetarum Latinorum, Halberst. u. Lpz. 1823, u. in Ribbeck, Reliquiae poetarum Latinorum tragicorum, Berl. 1852. Vgl. Stieglitz, De Pacuvii Duloreste, Lpz. 1826. 3) Sext., römischer Volkstribun, weihte sich aus Schmeichelei im Senat dem Augustus, nach Art der Gallier u. Germanen, auf den Tod u. forderte die übrigen Senatoren auf, dasselbe zu thun, u. als Augustus ihn davon zurückhielt, lief er unter das Volk u. zwang Viele, seinem Beispiele zu folgen. Daher die Gewohnheit, daß die den Kaisern bei der Thronbesteigung Glück Wünschenden, sich deren Dienste Geweihte nannten. Auch veranlaßte P. die Umänderung des Namens des Monats Sextilis in Augustus.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.