- Pagan
Pagan (spr. Pagang), Blaise Franc., Graf von P., geb. 1604; trat als 12jähriger Knabe in franz. Kriegsdienste u. machte den Feldzug von 1620, dann außer vielen anderen Belagerungen auch die von St. Jean d'Angely, Montauban u. Rochelle mit u. trug wesentlich zur Einnahme von Suza bei; zum Maréchall de Camp vorgerückt, erblindete er 1642 in Folge einer Krankheit. Von da an beschäftigte er sich mit mathematischen u. fortificatorischen Studien, denen er sich schon seit früher Jugend gewidmet hatte, u. st. 1665. Er schr. außer mehrern anderen Werken astronomischen u. mathematischen Inhalts, Les fortications de Mr. le Comte de P., Par. 1645 (deutsch, Neuer Festungsbau, Frankf. 1684), mit welchem Werke er durch Vereinigung der holländischen u. italienischen Befestigungsmanier der eigentliche Begründer der französischen Manier wurde. Von der holländischen Manier entlehnte er den auf taktischen Verhältnissen beruhenden Grundriß der Werke, u. von der italienischen Manier die Profile, die er jedoch wesentlich verbesserte. Die Haupteigenthümlichkeiten der Paganschen Befestigung sind, daß die dreifachen Flanken, welche durch ein Orillon gedeckt sind, senkrecht zu der Defenslinie stehen, daß die Defenslinie höchstens 350 Schritt lang sein soll, daß vor dem Bastion eine Contregarde, in demselben als permanenter Abschnitt ein zweites Bastion angelegt ist u. daß die Courtine durch ein doppeltes Ravelin geschützt wird. In der zweiten sogenannten verstärkten Manier gab P. eine zusammenhängende Enveloppe für den Hauptwall an. Die innere Böschung des Hauptwalls revêtirte er. Die Nachtheile der Paganschen Manier bestanden darin, daß das innere Bastion keine Seitenbestreichung besaß, daß die Flanken, da eine jede nur 5–6 Zoll über die nächst niedere feuerte, sich gegenseitig selbst störten, daß das Orillon zu klein, die Defenslinie zum Theil zu groß war, u. daß das[557] zu kleine Ravelin die Facen u. Contregarden nicht genügend deckte.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.