- Lafontaine
Lafontaine (spr. Lafongtähn), 1) Jean de L., geb. 8. Juli 1621 in Chateau-Thierry, trat 1640 in den Orden des Oratoriums, welchen er aber nach 11/2 Jahren wieder verließ; seit 1643 warf er sich auf das Studium der Poesie u. wurde dann Maître des eaux et forêts in seiner Vaterstadt; nach Kurzem ging er nach Paris, wo er als Dichter beliebt war u. viel hohe Gönner fand; er wurde 1784 Mitglied der Akademie u. st. 13. April 1695. L. ist der größte Fabeldichter Frankreichs; er schr.: Contes, Par. 1665; Fables, ebd. 1668, 2 Bde., beste Ausgabe von Charles Nodier, 4. Aufl. 1839, 2 Bde. (deutsch von S. H. Catel, Berl. 1791–94,4 Thle.); Contes et nouvelles, Par. 1752; Les amours de Psyche; die Lustspiele: L'Eunuque (nach Terentius, 1654) u. Florentin; Oeuvres, Par. 1803, 5 Bde.; 6 Bde., 1818; von Walckenaer, ebd. 1819 f., 18 Bde., u. Aufl. 1822–23, 6 Bde.; Lebensbeschreibung von demselben, ebd. 1821, 2 Bde. 2) August Heinrich Julius, geb. 10. Octbr. 1759 in Braunschweig, studirte Theologie in Helmstedt, wurde 1786 in Halle Hauslehrer, 1792 Feldprediger beim Feldzug in der Champagne, kehrte nach Halle zurück, erhielt ein Canonicat u. st. dort den 20. April 1831. Lebhafte Phantasie, gute Darstellung u. keusche Moral sind Vorzüge seiner Romane, die Schattenseite derselben ist die stereotype Schilderung überschwenglicher, zwischen höchstem Glück u. Verzweiflung ringender Liebe u. namentlich geschraubte Sentimentalität. Von der großen Menge derselben heben wir nur hervor: Gemälde des menschlichen Herzens (Halle 1792, 3 Bde.); Die Familie von Halden (Berl. 1803, 2 Bde.); Hermann Lange, Leben eines armen Landpredigers; Quinctius Heymeran von Flamming (Berl. 1798, 4 Bde.); Der Sonderling (Halle 1801, 3 Bde.); Klara du Plessis; Die Stiefgeschwister, Halle 1822. Die meisten sind in besonderen Sammlungen zusammengestellt. Vgl. Gruber, L-s Leben u. Wirken, Halle 1832.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.