- Polo
Polo, 1) Nicolo, Sohn eines Patriciers in Venedig, machte 1254 mit seinem Bruder Maffeo eine Reise nach Constantinopel u. von dort zu dem Tatarenkhan Kublai an die Wolga, welcher sie gut aufnahm u. sie bei ihrer Rückreise 1269 beauftragte, ihm beim Papste die Zusendung christlicher Missionäre zu erwirken. Da sie aber bei ihrer Ankunft nach dem Tode des Papstes Clemens IV. den Päpstlichen Stuhl unbesetzt fanden, u. die Wahl des neuen Papstes sich auch noch verzögerte, so verließen sie Rom unverrichteter Dinge; da sie aber bei ihrer Ankunft in Palästina erfuhren, daß der damals auf einer Pilgerfahrt begriffene Teobaldo Visconti inzwischen zum Papst (Gregor X.) gewählt war, suchten sie denselben in Acre auf, erhielten von ihm Missionäre u. kehrten mit denselben zu Kublai zurück; sie blieben 17 Jahre dort, worauf sie, nach langem Aufenthalt unterwegs, 1295 nach Venedig zurückkamen; Nicolo st. 1316. 2) Marco, Sohn des Vor., geb. während des Vaters Abwesenheit 1254 od. 1255; begleitete denselben 1271 auf seiner zweiten Reise zum Khan Kublai u. kam bei demselben in so große Gunst, daß er ihn zu wichtigen Sendungen nach China brauchte u. sogar mit der Statthalterwürde von Kiang-nan bekleidete. 1288 bat sich Marco mit seinem Vater u. Oheim die Erlaubniß aus, wieder in ihr Vaterland zu gehen; sie kamen 1289 zu Schiff in Ormus an, verweilten längere Zeit in Tauris u. gelangten endlich 1295 mit großen Reichthümern in Venedig an, wo Marco von seiner Schilderung der Reichthümer Chinas den Namen Messer Marco Millioni bekam. Er war in seiner Vaterstadt u. in ganz Italien allgemein geachtet, u. als er in dem Kriege gegen Genua in der Seeschlacht bei Curzola 1298 gefangen wurde, behandelten ihn die Genueser sehr mild; später freigelassen starb er 1323 in Venedig. Man glaubt, daß von ihm die Entdeckung des Schießpulvers, Compasses, Astrolabiums, der Buchdruckerkunst etc. ausgegangen sind, welche Dinge er bei seinen Reisen im Innern Asiens kennen gelernt hebe. Seine Reisebeschreibung, welche er in der genuesischen Gefangenschaft aufschrieb, hat man lange für Mährchen gehalten; allein er unterscheidet bei der Erzählung darin sorgfältig das, was er mit eigenen Augen gesehen, u. das, was er von Andern gehört hat, u. in neuerer Zeit hat sich auch viel von ihm Erzähltes bei der nähern Kenntniß Asiens als wahr herausgestellt. Die Reisebeschreibung, von welcher man nicht weiß, ob er sie lateinisch od. französisch od. italienisch aufgeschrieben habe (nach Paulin Paris' neuesten Untersuchungen soll sie M. P. dem Rusticien von Pisa 1298 dictirt, dieser sie französisch aufgeschrieben, Thibaud von Cepoy um 1307 im Auftrage M. P-s verbessert haben; aus diesen beiden französischen Urschriften wurden dann die lateinischen u. italienischen Texte Übersetzungen od. Auszüge), wurde zuerst italienisch herausgeg. Vened. 1496, dann von Ramisio in Navigazioni e viaggi, ebd. 1559, zuletzt von Baldelli Boni, Flor. 1827, 4 Bde. (nach der Handschrift in der Magliabecchischen Bibliothek); auch französisch Par. 1824 (nach dem Pariser Codex); deutsch zuerst Nürnb. 1477, von Megiser, Lpz. 1611; von Fel. Peregrin, Zwick. 1802, von A. Bürck, Lpz. 1845; englisch von W. Marsden, Lond. 1802; vgl. Plac. Zurla, Di Marco P., Ven. 1818.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.