- Postel
Postel, 1) Wilhelm, geb. zu Barenton 1510 in der Normandie, machte zwei Reisen nach Constantinopel u. erhielt vom König in Frankreich Anstellung als Professor der Mathematik u. der Sprachwissenschaften, gab dieselbe aber auf u. ging nach Wien, von da nach Rom, wo er in den Jesuitenorden trat, aus welchem ihn jedoch seine mancherlei Meinungen u. vorgegebenen Visionen vertrieben. Er gerieth in Gefangenschaft u. erhielt erst nach dem Tode des Papstes Paul IV. 1559 seine Freiheit wieder, begab sich nun nach Venedig, lehrte dann zu Dijon Mathematik, wurde aber, seiner Meinungen wegen, endlich in das Kloster von St. Martin des Champs gebracht, wo er 1581 starb. Die Gleichgültigkeit, womit er viele Dogmen der Kirche behandelte, machte ihn verdächtig u. zog ihm die Vorwürfe des Indifferentismus in u. außer der Katholischen Kirche zu; er schr.: De orbis terrarum concordia, Bas. 1544, Fol.; Panthenosia, ebd. 1547; De Phoenicum litteris, Par. 1552; De hebraeae linguae et gentis antiquitate, ebd. 1558; Grammatica arabica, ebd. 1538. 2) Christian Heinrich, geb. 1658 in Freiburg im Lande Hadeln; st. 1705 als Advocat in Hamburg. Zu den Hofmannswaldau-Lohensteinern gehörend, wurde er in den Streit gegen den Epigrammatisten Wernicke verflochten; er schr. das Epos: Der große Wittekind (unvollendet), herausgegeben von C. F. Weichmann zu Hamburg 1784; Sammlung seiner poetischen Schriften, Königsb. 1740.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.