Rossīni

Rossīni

Rossīni, 1) der erste Castrat, welcher 1601 in die postliche Kapelle aufgenommen wurde. 2) Giochimo, geb. 29. Februar 1789 zu Pesaro in der Imagna, der Sohn eines auf den Messen u. Jahrmärkten umherziehenden Musikers, wurde 1804–1806 von Angelo Tesei in Bologna im Gesang u. Clavier unterrichtet u. 1807 in das dortige Lyceum der Musik aufgenommen; er studirte dort Haydns u. Mozarts Sinfonien u. Quartette u. componirte bereits 1808 Sinfonien u. eine Cantate; 1810 ging er nach Pesaro zurück u. dann nach Rom. 1813–22 war er unter Barbajas Direction als Componist für die Oper in Neapel angestellt, ging 1822 nach Wien, 1823 nach Frankreich u. England, wurde 1824 Director der Italienischen Oper in Paris, verließ jedoch diesen Posten 1829 wieder u. kehrte nach Italien zurück, wo er erst in Bologna, dann in Florenz lebte. Seit 1812 hat er über 40 Opern u. zahlreiche Cantaten, Serenaden u. Instrumentalmusiken componirt. Unter seinen Opern sind die vorzüglichsten: Tancred, 1813; L'Italiana in Algieri u. Aureliano Palmira, 1815; Elisabeth, Othello, Il barbiere di Seviglia (der Barbier von Sevilla), 1816; Cenerentola (Aschenbrödel), La gazza ladra (die diebische Elster) u. Armida, 1817; Moses u. Riccardo u. Zoraide, 1819; Odoardo u. Christine, La donna del lago u. Bianca u. Falliero, 1819; Muhammed II., 1820, umgearbeitet als Le siège de Corinthe, 1825; Mathilde von Chabran, 1821; Zelmira, 1822; Semiramis, 1823; Graf von Ory, 1826; Wilhelm Tell, 1829. R. hat sich einen ganz eigenthümlichen musikalischen Styl geschaffen, welcher das Charakteristische hat, daß er stets durch liebliche Melodie zu gefallen weiß, durch einfache, nicht selten aber überraschende Harmonie interessirt u. durch geschmackvolle Verzierungen, Passagen u. Manieren etc. den Sängern Gelegenheit gibt zu glänzen. Auf der andern Seite entbehren aber seine Personen in der Oper sehr oft einer charaktervollen Haltung, u. es ist ihm in der Regel mehr um schönen Gesang u. Darlegen glänzender Virtuosität, als um den Ausdruck des Textes u. der Situation zu thun. Seine Opern werden auf allen Theatern der Welt gegeben. Nachahmer von ihm sind Caraffa, Mercadante u. Auber. 3) Madame R., geb. Colbran, Sängerin u. seit 1820 Gattin des Vor.; ihr Contraalt war vom reinsten Metall u. vollendeter Ausbildung, u. R. setzte für sie die meisten Partien seiner Opern, bes. den Arsace in der Semiramis, die Hauptpartie der Italienerin in Algier etc.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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