- Röderer [2]
Röderer, Pierre Louis, Graf R., geb. 1754 in Metz; studirte die Rechte, wurde 1779 Parlamentsrath in Metz, 1789 Deputirter des Tiers-état seiner Vaterstadt u. verfocht als solcher die Rechte des Volks. Von der Nationalversammlung zum Mitglied des Comité zum Entwurf eines neuen Steuersystems ernannt, wurde er die Seele desselben; die Prüfung des neuen Tarifs nach Verlegung der Zolllinien an der Grenze wurde ihm ebenfalls übertragen. Nach dem Schluß der Constituirenden Versammlung[220] wurde er Generalanwalt u. Syndicus des Seinedepartements u. da er als solcher mehr für den König u. gegen Robespierre auftrat, erließ dieser einen Verhaftsbefehl gegen ihn, weshalb er sich mehrmals verbergen mußte. Seit 1794 nahm er Antheil an der Redaction des Journal de Paris. Mit Talleyrand trug R. viel zur Revolution vom 18. Brumaire bei, lehnte im December 1799 eine Stelle in dem Senat ab u. trat in den Staatsrath. Napoleon übertrug ihm 1802 die Leitung des öffentlichen Unterrichts, berief ihn aber bald nachher in den Senat. 1806 ging er zur Beglückwünschung des Königs Joseph nach Neapel u. wurde von diesem zum Finanzminister erwählt, in welcher Stelle er durch Ordnung u. Sparsamkeit einen öffentlichen Credit schuf. Napoleon erhob ihn nun zum Grafen. 1810 wurde er Minister u. Staatssecretär des Großherzogthums Berg; 1814 blieb er von allen Geschäften fern; während der Hundert Tage schickte ihn Napoleon zur Organisation der Volksbewaffnung nach Burgund u. Bretagne u. ernannte ihn zum Pair. Nach der zweiten Restauration blieb er wieder ohne Anstellung. In der Julirevolution nahm er den thätigsten Antheil für das Haus Orleans, weshalb ihm Louis Philipp 1832 die Pairswürde zurückgab. Er st. 17. Dec. 1835 in Paris u. schr.: Mémoires pour servir à une nouvelle histoire de Louis XII. (Par. 1820, 2. Aufl. 1825) et de Fraçois I. (ebd. 1825); Esprit de la révolution de 1789, ebd. 1830.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.