Saldanha-Oliveira e Daun

Saldanha-Oliveira e Daun

Saldanha-Oliveira e Daun, Joao Carlos, Herzog von S., geb. 1780 in Arinhaga, ein Enkel Pombals von mütterlicher Seite, studirte in Coimbra u. fand dann im Verwaltungsrath für die Colonien Anstellung; 1802 wurde er Adjutant des Herzogs von Sussex u. Hauptmann; als 1807 der Hof vor den Franzosen nach Brasilien flüchtete, blieb S. in Portugal, wurde aber 1810 nach dem Abzug der Franzosen von der englischen Regentschaft verhaftet u. nach England geschickt. Nach seiner baldigen Rückkehr nahm er Theil an dem Kampfe gegen die Franzosen, zeichnete sich 1810 als Major bei Bussaco aus, gewann alle Grade auf dem Schlachtfelde u. kämpfte 1813 als Divisionsgeneral bei Toulouse. Nach dem Frieden wurde er vom Hofe nach Brasilien berufen, wo er theils gegen die südlichen Republiken kämpfte, theils zu diplomatischen Sendungen gebraucht wurde; er kehrte 1822 nach Portugal zurück u. wurde 1825 zum Minister des Auswärtigen ernannt, nach dem Tode Johanns VI. aber, unter der Regentschaft der Infantin Isabella, 1826 Gouverneur von Oporto, wo er die Charte Don Pedros proclamirte u. darauf das Portefeuille des Kriegs erhielt; er bekämpfte zwar Anfangs die Unternehmungen der Apostolischen Partei gegen die Regentin mit Energie, als er aber schließlich nicht mehr widerstehen konnte, nahm er 24. Juni 1827 den Abschied u. ging nach England, kehrte jedoch schon im Juni 1828, als sich Oporto gegen Don Miguel erhob, mit Palmella nach Portugal zurück u. stellte sich 28. Juni an die Spitze des constitutionellen Heeres, legte indeß den Oberbefehl wieder nieder, als das entmuthigte Heer den Kampf gegen die Miguelisten verweigerte, u. ging wieder nach England. Im Jan. 1829 wollte er mit einem Corps nach Terceira segeln, wurde aber von den Engländern zurückgewiesen. Nun wendete er sich nach Frankreich, wo er wieder ein Corps aus portugiesischen Flüchtlingen sammelte. Trotzdem daß Don Pedro 1832, als S. dieses Corps nach Terceira führte, ihn ohne Anstellung ließ, blieb er ihm ooch treu u. wurde nachher Commandeur in Oporto u. Chef des Generalstabes, commandirte 1833, zum Marschall ernannt, u. 1834 die constitutionelle Armee u. besiegte endlich Don Miguel. Er hielt sich nun in den Cortes zu der Opposition, welche es dahin brachte, daß er Kriegsminister wurde, doch verlor er die Majorität in der Kammer u. trat von dem Ministerium zurück. Nachdem er im November 1836 einen Versuch einer Contrerevolution gegen die siegreiche Partei der demokratischen Progressisten gemacht hatte, dieser aber im August 1837 vereitelt wurde, zog er sich von dem öffentlichen Leben zurück. Erst der Aufstand der Brüder Cabral rief ihn wieder auf den öffentlichen Schauplatz u. er wurde am 3. Oct. 1846 Präsident des neuen Ministeriums (s. Portugal S. 389); gegen die an mehren Orten ausbrechende Insurrection der Septembristen ausgezogen, schlug er Bomfim am 22. Dec. in der entscheidenden Schlacht bei Torres Vedras, wurde dafür zum Herzog ernannt u. übernahm darauf das Ministerium des Innern. Im Juni 1849 trat er von dieser Stelle zurück u. versprach dem neuen Cabinet unter Graf Thomar seine Unterstützung, nahm aber bald gegen seinen ehemaligen Gesinnungsgenossen einen feindseligen Ton an. Erbittert durch seine Entlassung im Februar 1850 als Oberhaushofmeister der Königin u. am 31. März auch als Marschall, ging er im April 1851 nach Cintra u. erregte hier am 8. April eine Militärrevolution (s.u. Portugal S. 391); Graf Thomar dankte abu. S., welcher in alle seine Ämter u. Würden wieder eingesetzt wurde, bildete nun am 4. Mai ein neues Cabinet aus der constitutionellen Partei mit septembristischen Elementen u. erhielt zugleich den Oberbefehl über die Armee. Am 17. Mai war das neue Cabinet vollständig gebildet, an dessen Spitze er nun als Präsident u. Kriegsminister trat. In dieser Stellung wußte er sich trotz mehrfacher Ministerveränderungen[781] bis Juni 1856 zu behaupten, wo der Marquis von Loulé ein neues Ministerium bildete. S. ist seitdem Mitglied des Staatsraths auf Lebenszeit u. wurde 1860 auch zum Präsidenten des Obersten Militärgerichtshofs ernannt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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