- Sand [3]
Sand, 1) Karl Ludwig, geb. 5. Octbr. 1795 zu Wunsiedel im Baireuthischen, jüngster Sohn eines ehemaligen preußischen Justizrathes; studirte seit 1814 in Tübingen Theologie, nahm 1815 als Freiwilliger unter den Baiern am Feldzug Theil u. setzte nach Beendigung desselben seine Studien 1816 in Erlangen u. 1817 in Jena, wo er eine hervorragende Rolle bei der Burschenschaft spielte, fort. Überall erwarb er sich durch Fleiß, reine Sitten u. Biederkeit viele Freunde, obgleich er von Jugend auf etwas finster u. nur dann gesprächig war, wenn ihn die Begeisterung für Religion, Vaterland u. Freiheit ergriff. Durch Theilnahme am Wartburgsfeste (18. Octbr. 1817) bes. für eine politische Umwälzung u. Einheit Deutschlands exaltirt, hielt er den Staatsrath August von Kotzebue (s.d.), welcher sich in seinen Schriften laut gegen diese Grundsätze geäußert, die akademische Freiheit angegriffen u. lächerlich gemacht hatte u. für einen Kundschafter in russischem Solde galt, für einen gefährlichen Feind seines Vaterlandes u. der Nationalehre, welchen er aus dem Wege räumen müsse. Er verließ daher am 9. März 1819 Jena u. kam am 23. in Manheim, dem Aufenthaltsorte Kotzebues, an. An demselben Morgen bei Kotzebue nicht vorgelassen, begab er sich Nachmittags 5 Uhr abermals in dessen Wohnung, überreichte ihm ein Papier u. stieß ihm während des Lesens einen Dolch in die Brust, worauf er sich aus dem Hause begab u. sich selbst in die Brust verwundete. Er wurde sogleich ergriffen u. erst ins Hospital, am 5. April aber ins Zuchthaus gebracht, wo am 8. April eine schmerzhafte Operation, welche die Ärzte an seiner Brustwunde für nöthig erachteten, an ihm vorgenommen wurde. Vor dem Gericht bereute er seine That keineswegs, gestand zu sie während 6 Monaten überlegt zu haben, läugnete aber fortwährend, daß er Mitwisser derselben habe; er wurde am 5. Mai 1820 von dem Hofgericht zu Manheim zum Tode verurtheilt u. am 20. Mai mit dem Schwert in Manheim hingerichtet. Vgl. Übersicht der gegen S. geführten Untersuchung, Stuttg. 1820; Actenauszüge aus dem Untersuchungsproceß über S., Lpz. 1821; Noch acht Beiträge zur Geschichte Kotzebue's u. S-s, ebd. 1821. In Folge dieser Mordthat erhielt de Wette 1819 seine Entlassung als Professor in Berlin, weil man in seinem Trostschreiben an S-s Mutter eine Entschuldigung der That finden wollte, sowie die deutschen Universitäten auf Anregen der Bundesversammlung in Frankfurt streng überwacht wurden. 2) George, Pseudonym von Aurore Dudevant, s.d.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.