Saphir [2]

Saphir [2]

Saphir, Moritz Gottlieb, früher Moses, geb, 8. Februar 1795 von jüdischen Eltern in dem ungarischen Landstädtchen Lovas-Bereny im Kreise Stuhlweißenburg, wo sein Großvater Israel Isonel,[884] als auf Befehl des Kaisers Josephs II. die Juden in Österreich Familiennamen annehmen mußten, sich den Namen S. beigelegt hatte. Anfangs für die Kaufmannschaft bestimmt, zeigte er bald eine entschiedene Abneigung gegen dieselbe, ging deshalb nach Prag, um auf den dortigen jüdischen Lehranstalten den Talmud zu studiren, widmete sich dann gänzlich der Literatur u. zeichnete sich bald durch mehre Poesien (welche in der Pannonia des Grafen Festetics erschienen) vortheilhaft aus. Bes. erregte sein satyrisches Talent Aufsehen. Er lebte darauf mehre Jahre in Wien, wo er Mitarbeiter an der Theaterzeitung war, u. ging 1825, da ihm hier mehre seiner satyrischen Poesien Unannehmlichkeiten zugezogen hatten, nach Berlin, wo er seit 1826 die Schnellpost, von 1827 an auch den Berliner Courier u. mehre humoristische Schriften (Der getödtete u. dennoch lebende S., Berl. 1828; Kommt her, ebd. 1828) herausgab. Als er 1829 Berlin verlassen mußte, wendete er sich nach München, wo er die Herausgabe mehrer Blätter (Bazar für München u. Baiern, 1630–33, u. Deutscher Horizont, 1831–33) versuchte, aber auch hier mit der Regierung wegen einiger Stellen, welche auf die Person des Königs von Baiern bezogen wurden, in Conflict gerieth u. nach erlittenem Arrest vor dem Bilde des Königs Abbitte thun mußte. 1830 besuchte er Paris, kehrte 1831 nach München zurück u. ließ sich Anfangs 1832 daselbst nach dem Gebrauche der protestantischen Kirche taufen, worauf er den Titel Hoftheater-Intendantur-Rath erhielt. 1834 ging er wieder nach Wien, gab seit 1837 den Humoristen u. daselbst seit 1850 den Humoristischsatyrischen Volkskalender heraus u. st. in der Nacht vom 4. zum 5. September 1858 in Baden bei Wien. S. war Meister in der Kunst des Wortspiels u. des Wortwitzes, etwas von bleibendem Werthe hat er jedoch nicht hinterlassen. Von seinen Schriften erschienen mehre Sammlungen, so Gesammelte Schriften, Stuttg. 1832, 4 Bde.; Neueste Schriften, München 1832, 3 Bde.; Dumme Briefe, Bilder u. Chargen, Cypressen, Literatur- u. Humoralbriefe, ebd. 1834; Humoristische Damenbibliothek, Wien 1838–41, 6 Bde.; Am Plaudertische, Berl. 1843, 2 Hefte; Fliegendes Album für ernste u. heitere Declamation, Lpz. 1846, 2 Thle., 3. A. 1858; Conversationslexikon für Geist, Witz u. Humor, Dresden 1852; Humoristische Abende, Lpz. 1853; Pariser Briefe, Wien 1855; Blaue Blätter für Humor, Laune, Witz u. Satire, ebd. 1855 f.; Wilde Rosen, ebd. 1857; Humoristischer Volkskalender, ebd. 1856–59 u.a. Auch gab er noch in München für 1834 den Carneval- u. Maskenalmanach heraus.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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