Schrotgießerei

Schrotgießerei

Schrotgießerei, Anstalt, in welcher das zum Schießen gebrauchte Bleischrot (Schrot, Hagel) gegossen wird. Beim Schmelzen des Bleies bringt man auf 10 Centner Blei etwa 10 Pfund Realgar od. 4–5 Pfund weißes Arsenik, letzteres mit gestoßener Holzkohle, mit in den Kessel, damit das Blei bei dem Gießen gut körnt u. härter wird. Das geschmolzene Blei wird mit einem eisernen Löffel aus dem Kessel geschöpft u. durch ein sehr regelmäßig durchlöchertes Blech (Schrotform, Schrotmodell) in Wasser gegossen, worin es in kleinen, runden Körnern erstarrt. Je höher der Ausguß des Bleies über dem Wasser ist, desto regelmäßiger rund werden die Schrote, deshalb läßt man bei eigentlichen Schrotfabriken das Schrot (Patentschrot) von einem oft 150–180 Fuß hohem Thurm (Schrotthurm) od. in einen Schacht herab ins Wasser fallen. Ist ein solcher nicht vorhanden, so bedeckt man das erwärmte Wasser mit einer Schicht von geschmolzenem Talg. Obgleich beim Gießen der verschiedenen Schrotsorten auch Schrotformen von verschiedener Weite genommen werden, so ist doch noch ein Sortiren des gegossenen Schrotes nöthig u. dies geschieht durch Siebe von verschiedener[441] Weite (Schrotsiebe), zuweilen in einer Sortirmaschine, ähnlich einer Kommode, welche auf Wiegenbogen steht u. wo die Schubkästen auf dem Boden mit Löchern versehen u. von der Größe der verschiedenen Schrotnummern sind, so daß der oberste Kasten die größten Löcher hat. Die Stücken, welche durch das erste Sieb nicht hindurch gehen, heißen Nummer 0 (Rehposten). Meist macht man 8 Schrotnummern u. braucht dazu eben so viel Siebe. Mit Nr. 1 u. 2 schießen die Jäger Hafen im Winter, mit Nr. 2–4 im Herbst u. Anfang Winters, Nr. 5 braucht man auf der Entenjagd (Entenschrot), Nr. 6 zur Schnepfen- u. wie Nr. 7 zur Hühnerjagd (Schnepfen- u. Hühnerschrot), Nr. 8 ist Vogeldunst (Dunst). Doch differiren die verschiedenen Nummern nach den Fabriken bedeutend. Beschleunigen läßt sich das Sortiren durch eine Vorarbeit; man läßt das Schrot über ein an den Seiten mit Leisten versehenes schrägliegendes Bret (Ablaufbret) rollen, welches Querspalten von verschiedener Breite besitzt; das seine Schrot fällt schon durch die ersten schmalen Öffnungen, das grobe springt darüber hinweg u. fällt erst durch die weiten Spalten. Beim Herabrollen des Schrotes von einem ähnlichen Brete ohne Spalten u. Leisten sondert man die runden Körner von den unregelmäßigen; diese laufen nicht geradeaus, sondern im Bogen u. fallen so über den Rand herab. Die Schrote, welche nicht in Wasser, sondern in Formen gegossen werden, heißen Posten (Formhagel). Glanz u. Glätte ertheilt man dem Schrot, indem man es in Scheuertonnen mit einer kleinen Menge gepulvertem Graphit polirt, wodurch es zugleich vor dem Anlaufen geschützt wird; auch nimmt man Quecksilber od. Zinnamalgam (wie in England) dazu. Bes. beliebt ist das Englische, Pariser, Schwedische u. unter dem norddeutschen Schrot das Goslarer Schrot. Die S-en sind entweder Bleigießereien od. für sich bestehende Anstalten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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