- Scudéry
Scudéry (spr. Sküderi), 1) Georges de S., geb. 1601 in Havre de Grace; war Anfangs Militär, widmete sich später den Wissenschaften, Er[713] war eine Zeitlang Gouverneur von Notre-Dame de la Garde in der Provence, wo er über nichts zu gouverniren hatte, als über einen gemalten Schweizerwachtposten; dann wendete er sich nach Paris, wo er für das Theater, z.B. L'amour tyrannique (1636), schrieb u. 1650 Mitglied der Französischen Akademie wurde. Er hielt sich bei mittelmäßigen Talenten für den größten Dichter, so wie er lügenhafte Beschreibungen seiner früheren Heldenthaten als Soldat machte, er verunglimpfte Corneille u. wies das Versprechen der Königin Christine von Schweden zurück, welche ihm eine Kette von 10,000 Livres Werth anbot, wenn er einige, den Grafen La Gardie belobende Verse in seinem Heldengedicht ausstreichen wollte. Sein prunkvolles Epos Alaric od. Rome vaincue (Paris 1654) wurde von Boileau der Lächerlichkeit preisgegeben. Auf einer Reise wurde er mit seiner Schwester gefangen gesetzt, da man glaubte, daß das Gespräch, welches Beide den Abend vorher über die Ermordung eines Prinzen Mazare, den Helden eines projectirten Romans, geführt hatten, einen Lebenden beträfe. Er st. 14. Mai 1667 in Paris. 2) Madeleine de S., Schwester des Vor., geb. 1607 in Havre, kam früh nach Paris, zeichnete sich durch Witz, Scharfsinn u. Häßlichkeit aus u. erwarb sich mit ihren Ritterromanen Anerkennung u. mehre fürstliche Pensionen; sie st. 2. Juni 1701 in Paris. Ihre Verbindung mit dem eben so häßlichen Pelisson Fontaine gab zu ihrem Beinamen Sappho Veranlassung. Ihre Romane erschienen Anfangs unter dem Namen ihres Bruders, später erst unter dem ihrigen; sie schr.: Ibrahim, ou l'illustre Bassa, Par. 1641, 4 Bde.; Artamène, ou le grand Cyrus, ebd. 1650, 10 Bde.; Clélie, ebd. 1656, 10 Bde., n.A. 1731; Almahide, ou l'esclave reine, ebd. 1660, 8 Bde.; Conversations et entretiens, 10 Bde.; ihr Discours de la gloire, ebd. 1671, wurde von der Akademie gekrönt. Vgl. Esprit de Mademoiselle de S., Par. 1766. Ihren Charakter u. ihre Verbindung mit der Maintenon u. Ludwig XIV. schildert Hoffmann in der Novelle: Das Fräulein von S., in den Serapionsbrüdern.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.